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Lieber feiern lassen

■ „Hautnah“, ein Fanzine allein über den Rollo-Aller-Regisseur Hendrik Peschel

Liebe und Anerkennung wünschen sich Männer und verwandeln deshalb viele ereignislose Nachmittage in „kreative Freizeit“. Einer ihrer Träume ist, mit nur einem Bonmot ihre Umgebung zum Schweigen oder zum Lachen zu bringen. Ein zweiter beinhaltet, lukrative, berufliche Aussichten neben der universitären Laufbahn zu verwirklichen: „Eine Million, bis ich 30 bin,“ hat sich originellerweise der 26jährige Student und Filmer Hendrik Peschel zu verdienen vorgenommen.

Peschel lebt von seiner Vision, Status unter bestimmten und Wirkung bei vielen Leuten zu erreichen. Der Regisseur der „Rollo“-Filme setzt auf Anerkennung im Zeitalter ihrer einfachen Herstellbarkeit. Zur Bestätigung seines Genies schneidet er sich kein Ohr ab sondern läßt sich lieber feiern. Zum Beispiel durch die Zeitung Hautnah.

Myriam Brüger und Maria Storz haben Hautnah konzipiert. Brüger führt als Chefredakteurin Interviews mit Freunden und Mitarbeitern Peschels. Storz organisiert die „Fans“ und recherchiert die neuesten Neuigkeiten zur Person und deren Aktivitäten: Peschels Mitgliedschaft im Non-Fuckers-Club, die Suche nach Statisten für Dreharbeiten an der jüngsten „Rollo“-Folge und der erfolgreiche Entzug des Schokoladenabhängigen.

Auf das etwas bulldozerige Motto „Was wir wollen – was ihr wollt“ im Editorial folgt ein Personality-Journal, in dem Demontage und Bewunderung des „Szenebeglückers“ abwechseln. Die Zeitungsgründerinnen machen in Kneipen nicht durch Monologe auf sich aufmerksam, wofür Leser der ersten Ausgaben sich in ein dickes Fell hüllten: „Warum macht ihr nichts Eigenes,“ exponierten sich Jungs, die ihr Mißverständnis für einen guten Rat hielten. „Fans wissen mehr,“ begündet Storz einleuchtend ihr Engagement.

„Natürlich werden wir in Schubladen gesteckt, für uns gelten da eben nur zwei Dinge: Humor und Weitermachen,“ faßt Brüger die bisherigen Reaktionen zusammen. Die nächste Ausgabe des von Peschel finanziell verstärkten „Auftrags-Fanzine“ erscheint dieser Tage.

Kristof Schreuf

Das Magazin ist unter folgender Adresse zu beziehen:

Myriam Brüger, Hein-Hoyer-Str. 59, 20359 Hamburg

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