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Das Lametta Gottes

■ Kaplan Bernhard Horstmann, MinistrantInnenmentor von der Bremer Sankt-Johann-Kirche, über seine Schützlinge/ Heute großes Oster-Defilee

Heute spätabends, in der Auferstehungsnacht, wird es wieder ein großes Defilee geben. Dann nämlich kommen zwölf MinistrantInnen der Sankt-Johann-Kirche en bloc zum Einsatz. Vom kleinen Osterfeuer vor dem Gotteshaus werden die Jugendlichen in ihren knöchellangen, weiten Kleidern das Osterlicht in die dunkle Kirche tragen und an die Kerzen der Gläubigen weiterreichen. „Ach, eigentlich könnte ich dafür ja noch viel mehr Meßdiener gebrauchen“, meint der MinistrantInnen-Mentor von St.-Johann, Bernhard Horstmann. „Man könnte ja noch viel mehr mit Licht arbeiten, aber ich kann leider nicht alle meiner Schützlinge dafür hernehmen. Die Liturgie dauert zwei Stunden, und die Kleinen würden mir da umkippen.“

Wenn Ostern mit all seinen heiligen Feiertagen vorbei sein wird, dann haben sämtliche MinistrantInnen vom katholischen Sankt-Johann mindestens einmal ihre Meßpflicht getan. 38 sind sie an der Zahl. „Das reicht gerade so“, sagt Bernhard Horstmann. Er hätte gerne 45 oder 50 für die 7.000-Seelen-Kirchengemeinde. Denn für ihn sind die MeßdienerInnen so etwas wie „das Lametta des Gottesdienstes. Und davon kann man ja wohl nicht genug kriegen.“

Bernhard Horstmann hat als Kaplan das ganze Lametta der St.-Johann-Gemeinde in seiner Obhut. Ein Kaplan ist ein „bereits ausgeweihter katholischer Geistlicher“, ein Lehrer mit dem Hauptunterrichtsfach Jugendarbeit, wie er sagt. Und da gehört es mit dazu, willige Mädchen und Jungen für ihren Dienst in der Kirche auszubilden: MeßdienerInnen helfen dem Priester bei der Gestaltung des Gottesdienstes, formuliert Horstmann, der sich ernsthaft bemüht, sich um der Verständlichkeit willen „nicht zu katholisch binnensprachlich auszudrücken“.

In der Praxis heißt Meßdienst für die Mädchen und Jungs: sich bekreuzigen, knien, verbeugen, Glöckchen bimmeln lassen, Bücher und Kerzen halten, den Altar vorbereiten, Gebetstexte lesen, Weihrauch schwenken. „Wir Katholiken gehen ja sehr stark auf Symbole ein; unser Glaube soll in Gesten, Worten und Liedern vermittelt werden“, erklärt der Kaplan. Die MinistrantInnen, die übernehmen diese Gesten stellvertretend für die KirchenbesucherInnen. Und sorgen mit der Beräucherung des Evangeliums etwa für den Wohlgeruch der Anwesenheit Gottes.

Wenn jemand fürs Weihrauchschwenken eingetragen ist, dann ist sie oder er damit die ganze Messe über vollauf beschäftigt und macht das ausschließlich. Weihrauchschwenken, das ist sowieso in Sankt-Johann wie überall schon ein Privileg der älteren DienerInnen, das darf ja nicht zu nah vor die Nase. Ansonsten aber gebe es außer Berufserfahrung so gut wie keine Hierarchien unter den MinistrantInnen, meint der Trainer. Die Älteren haben eben den Erkenntnisvorsprung, daß jedes Jahr same procedure gefragt ist.

MinistrantIn kann werden, wer die heilige Erstkommunion erhalten hat – 10 Jahre jung sind die AspirantInnen zu dem Zeitpunkt. Kaplan Bernhard Horstmann besucht dann immer schon im Vorfeld mit einigen bereits existierenden „Belegexemplaren“ den Kommunionsunterricht und wirbt dort die potentiellen DienerInnen an. Klar rekrutiert er die meisten aus katholischen Familien, denn gerade in dem Alter müssen Mama und Papa schon dahinter stehen und machen oft auch ihre Einflüsse geltend. Trotzdem ist das alles aber „eine freiwillige Kiste. Die Mädchen und Jungs müssen das schon wollen, denn man hat ja hier als Ministrant auch nicht die große Ehre im Freundes- oder Bekanntenkreis, wie etwa in süddeutschen Gefilden.“

Ist der Entschluß erstmal gefaßt, wird einmal die Woche vor Ort geprobt, und nach ein paar Monaten folgt die feierliche Einführung vor versammelter Kirchengemeinde. Das geht meist im Advent über die Bühne, damit Heilig Abend „alle Mann und alle Maus einsetzbar sind“. Später dann haben die fertigen MeßdienerInnen dreimal im Monat Dienst; werktags werden zwei pro Messe benötigt, am Sonntag vier, denn der Sonntag ist der Tag des Herrn, und mehr Meßdiener bedeuten mehr Huldigung, so der Kaplan.

Er sitzt immer mit dabei und wacht über seine Schützlinge. Es kann ja doch so einiges passieren während der Messe. Jemand geht zum Beispiel im falschen Moment los und wechselt die Seite, und da fehlt dann ein Buch, und der Priester guckt nur scharf, kann nicht weitermachen, und dabei wartet der Chor eigentlich schon lange auf seinen Einsatz. „Die meisten haben aber schon ein Bewußtsein für ihre Aufgabe und ihre Rolle in der Kirche“, betont Horstmann. „Obwohl das nun nicht nur ruhige Typen sind. Wir haben auch einen Gitarristen einer Heavy-Metal-Band.“ Und auch MinistrantInnen sind der Pubertätsphase unterworfen – so mit 14 oder 15 springen die meisten ab. Manche halten aber auch bis 20 durch oder bis ins hohe Rentenalter. Sankt-Johann hat drei davon in der Gemeinde. Silvia Plahl

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