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„Das Herz am rechten Fleck“

■ Hamburgs CDU verharrt zwischen Relikten und Reformen Bundestagskandidaten-Tanz ohne Überraschungen Von Uli Exner

Der Auftritt ein paar Jahre früher, und der Mann hätte sich durchaus Chancen auf ein Parteiausschlußverfahren ausrechnen dürfen. „Ich weiß nicht,“ rüffelte Roland Salchow am Samstag das einst sakrosankte CDU-Parteigremium, „ob der 17er Wahlausschuß mit seinem Vorschlag die richtigen Konsequenzen gezogen hat. Die erste Frau auf Platz vier!“

Die Zeiten ändern sich, ganz langsam allerdings, weshalb die Attacke folgenlos bleibt - in jeder Hinsicht. Salchow darf trotz frevlerischer Rede Christdemokrat bleiben. Sein Appell an die 240 Delegierten der CDU-Vertreterversammlung, die vom Wahlausschuß vorgelegte Bundestagskandidatenliste ein wenig aufzumischen, wird nicht erhört. Mit Volker Rühe, Dirk Fischer, Gunnar Uldall und Birgit Schnieber-Jastram dürfen sich wie eh und je genau diejenigen Hamburger Christdemokraten auf Bonn freuen, die das Partei-Establishment zuvor ausgeguckt hatte.

Es hat sich ja auch keiner so richtig getraut. Nicht gegen den stattlichen Verteidigungsminister, nicht gegen den Parteichef und auch nicht gegen Gunnar Uldall, der in Bonn als Finanzexperte, in Hamburg als braver Parteisoldat gilt. Ohne Gegenkandidatur ist ihre Nominierung Formsache. 220 Stimmen für Rühe, 177 für Fischer, 180 für Uldall. Erst auf dem vierten und letzten sicheren Platz auf der Landesliste - freiwillig unfreiwillig geräumt vom früheren Partei-Paten Jürgen Echternach - feiert die innerparteiliche Demokratie eine kleine Party.

Dort drängelt sich Susanne Rahardt-Vahldieck, in Bonn engagierte Kämpferin für die Reform des Paragraphen 218, Kandidatin derjenigen, denen die Reformschritte der Hamburger CDU ein wenig zu kurz geraten scheinen. Dorthin drängelt sich auch Klaus Francke, seit 1976 Wandsbeker CDU-Statthalter in Bonn, der wie ein Relikt aus jenen Tagen wirkt, in denen die Bonn-Tickets ausschließlich nach Proporz und Echternach verteilt wurden. Und Birgit Schnieber-Jastram, Vorzeige-Sozialpolitikerin in der Bürgerschaft, Rühe-Vertraute, die Kandidatin des amtierenden Partei-Establishments.

Das Vorstellungstänzchen der drei gerät nicht gerade ausdrucksstark: Schnieber, die in Bonn „deutlich machen will, daß die CDU eine Partei ist, die ihr Herz auf dem rechten Fleck hat“. Francke, der die „Bundeswehr als das erhalten“ will, „was sie gewesen ist - der Garant für Sicherheit und Freiheit“. Rahardt, die ihr Image als Widerborst pflegt, als eine, deren „Meinung nicht immer die Mehrheitsmeinung ist“.

Überraschende Elemente? Versuche, vielleicht doch noch den ein oder anderen Delegierten zu überzeugen? Fehlanzeige. Die folgenden Abstimmungen fallen entsprechend aus, die Ergebnisse bieten ein durchaus realistisches Abbild des Status quo der Hamburger CDU. Platz sechs und damit ohne Chance, im Herbst in den Bundestag zurückzukehren: Reformerin Rahardt. Platz fünf und damit nur bei einem unerwartet guten Abschneiden der Hamburger CDU wieder in Bonn: Relikt Francke. Platz vier: Schnieber, weder Relikt noch Reform, von beidem ein bißchen.

Die Kandidatenliste des Wahlausschusses, so hat ein Delegierter schon vor den Abstimmungen zu Protokoll gegeben, sei doch eine „sehr kluge Entscheidung“ gewesen. Und eine „enorme Verbesserung“ obendrein: „Letztes Mal war die erste Frau auf Platz sechs.“

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