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Im Land des Lächelns

■ Der 1,70 cm kleine Michael Chang, gegen den Boris Becker noch nie verloren hat, war in Tokio eine Nummer zu groß

Tokio (dpa) – Boris Becker oder ein Traumtänzer: „Auch wenn ich verloren habe, bin ich nicht enttäuscht“, sagte der dreimalige Wimbledon-Gewinner, nachdem er Michael Chang 6:7 (2:7), 2:6 im Halbfinale von Tokio unterlegen war. Einen Tag später gab es für den Becker-Bezwinger eine Lehrstunde. Pete Sampras besiegte seinen Landsmann im Endspiel locker mit 6:4, 6:2. Der Weltranglisten-Erste verteidigte seinen Titel erfolgreich, baute durch seinen sechsten Turniersieg in dieser Saison seinen Vorsprung auf Michael Stich, den Zweiten, auf 2.000 Punkte aus. Und der US-Boy zeigte nebenbei auf, wie weit der Weg zurück an die Spitze für „Papa Boris“ noch sein wird.

Denn vor seinem Abflug aus Tokio war Becker mutig geworden. „Ich möchte mich in die Top Fünf spielen.“ Allerdings sollte es „Spaß machen“. Den hatte der Leimener beim Hartplatzturnier in der japanischen Hauptstadt nach seiner Auftaktpleite in Osaka durch die Gunst der leichten Auslosung. Mit einem Freilos und Siegen über Simian (Frankreich), Carlsen (Dänemark) und Buchautor Gilbert („Winning ugly“) hatte der Tennis-Weltmeister von 1992, der in diesem Jahr immerhin das Turnier von Mailand gewonnen hat, zum drittenmal in dieser Saison den Sprung in ein Halbfinale geschafft.

Doch als Becker von dem ersten „Top Ten“-Spieler, Chang ist Neunter, gefordert wurde, war es vorbei mit der Herrlichkeit. „Es ist immer schön, Boris zu schlagen. Egal, in welcher Form er ist“, umschrieb Chang, der Publikumsliebling bei Turnieren in Asien, mit blumigen Worten das momentane sportliche Leistungsvermögen des einst so gefürchteten Rivalen, der bis dato keinen Sieg des Amerikaners zugelassen hatte.

Für Becker werden die Zeiten nach dem Gastspiel im Land des Lächelns wieder härter. Immer wenn der Frühling kommt, muß er Land auf Sand sehen: in Monte Carlo, Hamburg und Paris.

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