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Ruanda: Wer war's?

■ Wer tötete Präsident Habyarimana? Hinweise in Richtung Militärputsch

Berlin (taz) – Wie kam es tatsächlich zu dem mysteriösen Tod der Präsidenten Ruandas und Burundis, Juvenal Habyarimana und Cyprien Ntaryamira, beim Anflug auf den Flughafen der ruandischen Hauptstadt Kigali am vergangenen Mittwoch abend? Zunächst hatte die ruandische Regierung die Rebellenfront RPF (Patriotische Front Ruandas) verantwortlich gemacht. Die Maschine sei mit einer sowjetischen SAM-7-Rakete abgeschossen worden, sagte der ruandische Botschafter in Kenia, Habi Mana: „Die RPF hat in der Vergangenheit solche Raketen benutzt. Die ruandische Armee hat kein sowjetisches Gerät.“ Die RPF hatte hingegen alle Verantwortung von sich gewiesen und darauf aufmerksam gemacht, daß sie das Gebiet um den Flughafen von Kigali gar nicht kontrollierte. Damit war ein versteckter Hinweis Richtung Präsidialgarde gegeben, die Habyarimanas Versöhnungspolitik mit der RPF habe torpedieren wollen. Später hatten ruandische Soldaten dann aber nach Berichten geflohener Ausländer erklärt, „die Belgier“ seien schuld, und belgische UNO-Soldaten daran gehindert, den Absturzort zu besichtigen.

„Die Belgier“ haben inzwischen diesen Vorwurf an das ruandische Militär zurückgereicht. Belgische Offiziere in Kigali sagten gegenüber einem britischen Journalisten, das Präsidentenflugzeug sei von zwei Raketen getroffen worden, die vom Militärstützpunkt Kanombe abgeschossen worden seien. In Kanombe befindet sich eine der wichtigsten Kommandozentralen der ruandischen Streitkräfte. „Die Franzosen, weil sie mit den Regierungstruppen zusammenarbeiten, sagen, die RPF habe das Präsidentenflugzeug angegriffen“, erklärte Kapitän Bruno Vandriessche. „Aber ich denke, das ist sehr unwahrscheinlich.“

Sollte das stimmen, würde es sich bei dem Anschlag um einen regelrechten Militärputsch handeln. Bestätigt wird dies von einem Bericht der Nachrichtenagentur African Press Agency, die unter Berufung auf zairische Diplomaten meldete, Zaires Präsident Mobutu sei vorab von dem Anschlag informiert worden und daher nicht zu dem Ostafrika-Gipfel im tansanischen Daressalam gereist, von wo aus Habyarimana und Ntaryamira bei ihrem Abschuß gerade zurückkehrten. Mobutu sei von Habyarimanas Sicherheitsleuten davor gewarnt worden, mitzufliegen, und daher gleich zu Hause geblieben, obwohl er den Vorsitz bei der Konferenz innegehabt habe. D.J.

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