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■ Zum Fall OsmanWie ein Alptraum

„Eine Reise wie ein Alptraum“, so heißt eines der Bücher von Mohamed Osman, in dem er seinen Horrortrip in den bürgerkrieggeschüttelten Libanon beschreibt. Solche Recherchen konnte der Publizist allerdings seit Jahren nicht mehr machen: seinen Paß hat ihm die Ausländerbehörde weggenommen, und zum Alptraum wurde ihm immer mehr sein hiesiger Aufenthalt. Nun scheint er den Nervenkrieg mit Heckelmanns Unterlingen endgültig aufgegeben zu haben, seine Ausreise in das ihm längst fremd gewordene Geburtsland Ägypten steht bevor.

Dabei hatte der Doktor der Philosophie bessere Karten als die allermeisten der abschiebebedrohten Ausländer. JournalistInnen haben sich für ihn eingesetzt, SchriftstellerInnen, GewerkschafterInnen, Kirchenmänner- und frauen, PolitikerInnen bis hin zu Heckelmanns Senatskollegen Ulrich Roloff-Momin.

Doch der Innensenator blieb hart wie Beton. Wir können nicht in sein Inneres schauen, da, wo andere Leute normalerweise ein Herz haben, und über seine Beweggründe nur spekulieren. Möglicherweise war es gerade das: zu zeigen, daß er selbst vor der Lobby eines promovierten „Vorzeigeausländers“ keinen Millimeter zurückweicht. Um Resignation und Hilflosigkeit bei der Frage zu provozieren, was denn dann all den anderen Namenlosen übehaupt noch helfen kann.

Doch diesen Triumph sollten wir Heckelmann nicht gönnen, weder im Falle Osman noch in anderen. Ute Scheub

Siehe auch Bericht auf der Seite 23

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