Wasserreparatur als Normalzustand?

■ BUND warnt vor Verschlechterung der Trinkwasserqualität

„Im Jahr 2000 wird in Hamburg wohl nicht mehr genügend sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen“. Mit dieser Prognose schlägt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in der jetzt vorgestellten Broschüre „Trinkwasser in Hamburg“ Alarm. Zunehmende Verschmutzungen erfordern einen steigenden technischen Aufwand zur Erhaltung der - momentan noch sehr guten - Trinkwasserqualität Hamburgs. Die nachträgliche „Reparatur“ unseres wichtigsten Lebensmittels würde dann zum Normalzustand. Und irgendwann, so der BUND, erreiche auch das technisch Machbare seine Grenzen, dann könne der steigende Bedarf nicht mehr gedeckt werden.

Die Bedrohungen für das kostbare Naß sind vielfältig: Intensive Landwirtschaft – in manchen Gartenbaubetrieben wird dreimal im Jahr geerntet, was einen verstärkten Gebrauch von grundwassergefährdenden Dünge– und Pflanzenschutzmitteln nach sich zieht. Nichtsdestotrotz ist eine Kommission der Europäischen Union (EU) gerade im Begriff, die ehemals strenge europäische Trinkwasserrichtlinie für Pestizidgrenzwerte zu lockern.

Gefahren für die Wasservorräte gehen auch von Deponiealtlasten und Industrieflächen aus. Außerdem verhindert eine zunehmende Bodenversiegelung durch Bebauung, daß ausreichend neues Grundwasser nachsickert.

Aus diesen Gründen fordert der BUND ein umfassendes Grundwasserbewirtschaftungskonzept, in dem möglichst schnell alle Einzugsbereiche von Wasserwerken zu Trinkwasserschutzgebieten erklärt würden, so daß dort die Landwirtschaft zum Verzicht auf Pestizide gezwungen wird. Eine umweltverträgliche Städteplanung und ein konsequentes Durchgreifen gegen Umweltsünder gehören ebenso zu den Forderungen in der BUND–Broschüre. Man wolle, daß Wasser zukünftig als begrenzte Ressource betrachtet würde, und dränge darauf, drohende, nur mit großem technischen Aufwand wieder gutzumachende, Probleme von vorneherein zu vermeiden.

Dieser Meinung ist auch Dr. Hanno Hames, Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke (HWW). Für ihn sind die HWW „keine Reparaturwerkstatt“, er unterstützt die Ausweisung von Wasserschutzgebieten. Hames betont jedoch, daß es zwischen Angebot und Nachfrage in der Wasserwirtschaft keine Lücke gebe, und hält die vom BUND geforderte Sanierung von Oberflächengewässern für die Deckung des Trinkwasserbedarfs mit Hinweis auf geplante Wassersparmaßnahmen nicht für nötig.

Die Broschüre „Trinkwasser in Hamburg“ ist beim BUND, Lange Reihe 29, 20099 Hamburg, Tel. 24 44 11 erhältlich. Florian Sievers