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Auf nach Madagaskar!

■ Das Bremer Theater auf dem Weg in die Gegenwart: Pierwoß' erste Spielzeit

„Subventionen sind Risikoprämien“ - mit diesem Leitspruch übernahm Klaus Pierwoß vor einem halben Jahr das Amt des Generalintentanden am Bremer Theaters. Das klingt programmatisch, war aber nicht zuviel versprochen. Seine erste Spielzeit (ab Oktober), die Pierwoß gestern vorstellte, zeichnet sich durch eine staunenswerte Risikofreude bei allen Beteiligten aus.

Junge Gesichter allüberall - im Ensemble, in den Regiestühlen, in der Dramaturgie. „Zeitgenössisch“ soll das Bremer Theater künftig (wieder) sein - anders: ein Theater, „das der Zeit auf den Nerv geht.“ Und dazu gehören schließlich auch Stücke junger AutorInnen - viele Frauen darunter. Elfriede Jelinek z.B. gehört für Pierwoß zu den „wichtigsten Dramatikerinnen des deutschen Gegenwartstheaters; ihre Arbeiten sollen künftig kontinuierlich auf den Bremer Bühnen erscheinen. Zunächst nimmt man sich die Satire „Krankheit oder Moderne Frauen“ vor, in der die Frauen als Vampire über die alerten Yuppie-Männlein herfallen.

So verspricht Pierwoß zwar brav, wieder mehr und neues Publikum fürs Theater zu interessieren - zuletzt sanken die Zuschauerzahlen von 220.000 auf 150.000 in der Amtszeit des Vorgängers Heyme. Allerdings soll das neue Publikum nicht mit ollen Kamellen auf den Geschmack kommen. „Dies ist kein Programm der Kulinarik und Gefälligkeit“, sagt Pierwoß. Tatsächlich sind es v.a. die schwerverdaulichen Brocken, die die Spielzeit bestimmen: Stücke von F.X. Kroetz (Bauern Sterben), Werner Schwab (Die Präsidentinnen) und dem Jungtalent Klaus Chatten („Wir lagen vor Madagaskar“) am Schauspiel; während das Musiktheater Adriana Hölskys experimentelles Singwerk „Bremer Freiheit“ (nach Fassbinders Stück über die heimische Giftmörderin Gesche Gottfried) aufführt. „Wir wollen weggehen von der Spezialisierung auf Neue Musik für ein Fachpublikum“, sagt Dietmar Schwarz, der neue Dramaturg des Musiktheaters: Auch für vermeintlich schwierige Stücke will man ein breiteres Publikum interessieren.

Das dazu notwendige Engagement, versichert Pierwoß, sei bei allen Theaterleuten vorhanden. Über 20 Premieren laden sie sich in dieser Spielzeit auf. „Ein Härtetest“, sagt der Intendant - auch fürs Publikum, das nun zeigen muß, wie aufgeschlossen die BremerInnen für die angekündigte „neue Zeit“ sind. tom

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