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Entspannter Hermann

■ Konflikt bei „Junger Welt“ flaut ab

Berlin (taz/AP) – Entspannung im Ost-West-Konflikt bei der Tageszeitung Junge Welt: Der Streit um das neue Konzept des kürzlich eingesetzten Blattmachers und Konkret-Chefs Hermann L. Gremliza ist vorerst beendet, nachdem die Geschäftsführung die Beurlaubung von fünf Redakteuren zurückgenommen hat. Mit seiner westlichen und linksradikalen Linie war Gremliza zunächst auf Widerstand gestoßen. Nun aber wurden die Mitarbeiter vor die Alternative Gremliza oder Gehen gestellt, und der Blattmacher meint, daß ihn „der größte Teil“ der Redaktion unterstützen wird.

Wie die taz erfuhr, sollen – um Kündigungsprozeduren zunächst zu umgehen – alle Junge Welt- Leute, die weitermachen wollen, bei einer neuen Firma eingestellt werden. Sie wird vom Ex-Geschäftsführer der Wochenzeitung Freitag, Fahrid Mezaber, geleitet und soll der Jungen Welt redaktionelle Leistungen zuliefern. Die Junge Welt erscheint, seit Ende 1991 Konkurs angemeldet werden mußte, in der Verlagsanstalt in Berlin (VAIB) des Grafikers Peter Großhaus. Mit dem vorigen Eigner, der Mediengruppe Schmidt und Partner (Medien-Zentrum, Verlag Elefantenpress, Titanic, Freitag, Der Alltag) steht Großhaus über Miet- und Druckverträge in enger Verbindung. Das Blatt blieb in der Familie.

Nun will sich die Mediengruppe auch noch eine Nachrichtenagentur zulegen. Großhaus soll sich statt um die Junge Welt um den Ankauf von ddp/ADN kümmern. Deren Hauptgesellschafter Bolko Hoffmann nämlich möchte die Agentur an das Medien-Zentrum von Schmidt und Partner verkaufen. Der ADN-Betriebsrat sorgt sich für diesen Fall um die Unabhängigkeit der Agentur. Alternative zum Verkauf wäre eine Übernahme der Agentur durch die rund 250 Mitarbeiter. Diese Konstruktion würde die Verhandlungen mit dem Bundespresseamt über Zahlungen an ddp/ADN erleichtern. Heute findet dazu eine Betriebsversammlung bei ddp/ADN statt.

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