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■ Mit den LDCs auf du und duEs wurden immer mehr

Genf (taz) – Entwicklungsländer, Dritte Welt, gar unterentwickelte Länder – nach wie vor werden diese Begriffe regelmäßig benutzt, wenn auch oft mit Unbehagen. Denn sie sind eine Diskriminierung der großen Mehrheit der 188 UNO- Staaten und ihrer Bevölkerungen. 47 Staaten Afrikas, Asien und Lateinamerikas werden derzeit ganz offiziell als „am wenigsten entwickelte Länder“ (LDCs) bezeichnet – und zwar von der UNO-Organisation für Handel und Entwicklung (Unctad) in Genf, bislang wichtigstes Forum für die Interessen des Südens.

Kriterium für die Zugehörigkeit zur Gruppe der LDCs ist ein Niveau des Pro-Kopf-Einkommens, der Alphabetisierung und der Industrialisierung, das deutlich unter den Durchschnittswerten aller Länder des Südens liegt. Genaue Relationen wurden nicht festgelegt, als die Kategorie der LDCs 1971 von der UNO-Generalversammlung auf Vorschlag der Unctad offiziell eingeführt wurde. In den letzten 23 Jahren lagen die LDCs immer um mindestes ein Drittel und teilweise bis zu 90 Prozent unter dem Durchschnittsniveau aller Staaten des Südens.

1971 wurden 24 Länder als LDCs klassifiziert. Trotz eines „substantiellen Hilfsprogramms für die 80er Jahre“, das eine große UNO-Konferenz 1981 für die LDCs beschloß, wuchs deren Zahl aber ständig.

Der gestern in Genf veröffentlichte LDC-Bericht 93/94 verzeichnet zwar für die heute 47 Staaten im letzten Jahr ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent und für 1994 wird – günstige Wetterbedingungen vorausgesetzt – eine Steigerung von 2,8 Prozent prognostiziert. Doch die Lebensbedingungen für die große Mehrehit der Bevölkerung haben sich in den meisten LDCs 1993 noch verschlechtert. Das gilt vor allem für das Gesundheits- und das Bildungswesen. Über vier Millionen Kinder unter fünf Jahren starben in den 47 Ländern an vermeidbaren oder heilbaren Krankheiten. Die Zahl der HIV-Positiven in den Städten liegt in einigen LDC-Staaten bei über 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Der Anteil der Kinder, die die Schule besuchen, sinkt, gemessen am Bevölkerungswachstum ,stetig. Die Exporteinkünfte der LDCs lagen Ende 1992 nicht höher als 1980. Ihr Anteil am Weltexporteinkommen halbierte sich damit in den zwölf Jahren von 0,6 auf 0,3 Prozent.

Mit 114 Milliarden US-Dollar zu Beginn des Jahres 1993 blieb die Schuldenlast der LDCs „außergewöhnlich hoch“ – das sind 60 Prozent des Bruttosozialprodukts der 47 Staaten. Bei einem Drittel der LDCs überstieg die Schuldenlast 1993 sogar das Bruttosozialprodukt. Andreas Zumach

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