: Frühlingserwachen ohne Jobs
■ BDI-Chef Tyll Necker sieht Konjunkturanstieg
Hannover (dpa) – Zwar jubeln alle über die jetzt schon oder zumindest demnächst wieder anspringende Konjunktur. Aber in der deutschen Industrie werden weiter Arbeitsplätze abgebaut, und die Beschäftigten werden auch 1995 reale Einkommensverluste hinnehmen müssen.
Das prophezeite der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, gestern auf der Hannover Messe. „Per Saldo ist eine Verbesserung der konjunkturellen Situation zu erkennen, wir werden jedoch noch Geduld brauchen, bis es zu einem breit tragenden Aufschwung kommt.“
„Wir haben die Kostenkrise nur in Teilen überwunden“, sagte Necker. Es müsse jedoch noch viel geschehen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie wiederherzustellen. 1993 seien durch den Abbau von 600.000 Arbeitsplätzen in der Industrie Kosteneinsparungen von 40 Milliarden Mark erreicht worden, die allerdings auf die Sozialsysteme verlagert worden seien.
Der erste Schritt für einen Konjunkturaufschwung, das Anziehen der Auslandsaufträge, sei gemacht. Dies kann BDI-Chef Necker zufolge jedoch nicht über das grundsätzliche Problem der anhaltenden Schwäche der Inlandsnachfrage hinwegtäuschen.
Als zweite Stufe müßten verstärkte Investitionen im Inland und höhere Konsumausgaben folgen, bevor neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Die ostdeutsche Industrie könne trotz beachtlicher Fortschritte im internationalen Wettbewerb nur in Teilbereichen Schritt halten. Sie werde sich jedoch in den nächsten Monaten weiter verbessern, tröstete der BDI-Chef.
Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, sah sich anläßlich der größten Industriemesse genötigt, seine Sicht der Dinge darzustellen: Die Talsohle der Rezession in Deutschland sei „mittlerweile erreicht“, war seine Interpretation bei RTL. Man könne von einem „leichten Aufschwung sprechen, der über den Export verursacht wird“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen