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Im Hamburger Fahrwasser schwimmen

■ Für die Privatisierung der Freizeitbäder könnte Hamburg zum Vorbild werden / In der Hansestadt wurden die Zuschüsse halbiert, Personalkosten reduziert, aber die Zahl der Badegäste gehalten / Eintritt...

Die Hansestadt Hamburg hat hinter sich, was die Bundeshauptstadt Berlin noch vor sich hat: die Privatisierung der Bäder. Richard Preusser von den Hamburger Wasserwerken (HWW) berichtete gestern bei einer Anhörung vor dem Sportausschuß des Parlaments, daß die Freizeitbäder bei einer Umwandlung in eine andere Rechtsform nicht zwangsläufig geschlossen werden müssen. Auch die Zahl der Badegäste kann gehalten werden. In den vergangenen zehn Jahren konnte die Stadt an der Elbe ihre Zuschüsse von 31 Millionen Mark auf 15 Millionen Mark senken. Den 1,6 Millionen Hanseaten stehen 21 Hallenbäder und sechs Freibäder zur Auswahl. Statistisch kommen 82.000 Einwohner auf ein Hallenbad. Damit sind die Hamburger in etwa genausogut versorgt wie die Berliner mit knapp 40 Hallenbädern.

Vor zehn Jahren hatte Hamburg mit der Privatisierung begonnen. Die 21 Hallenbäder wurden in eine landeseigene Bäder-Gesellschaft überführt. Von den sechs Freibädern übernahm fünf ein privater Träger, eins wurde geschlossen. Damals konnte nur ein Fünftel der Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden, heute ist es knapp die Hälfte. Das liegt zum einen daran, daß der Eintritt für Erwachsene auf acht Mark und für Kinder auf vier Mark angehoben worden ist und die Einnahmen so auf 27 Millionen Mark verdoppelt werden konnten. Zum anderen wurden beim Personal aber auch Stellen abgebaut. Nach Fortbildungen werden Führungskräfte und Schwimmeister in Hamburg besser bezahlt als in Berlin.

Die Besucherzahl – jährlich rund fünf Millionen Badegäste – konnte trotz der Preiserhöhungen konstant gehalten werden, berichtete Preusser. In München und Düsseldorf ist die Zahl dagegen in den letzten Jahren gefallen. Preusser erklärte den Hamburger Trend damit, daß die hanseatischen Bäder für bestimmte Zielgruppen umgestaltet worden seien. 80 Millionen Mark sei in Umbauten investiert worden, was im Vergleich zu einem Neubau mit etwa 40 Millionen Mark relativ wenig sei. Bei „Regionalbädern“ habe man den Schwerpunkt auf den Sport gesetzt. Diese Bäder sind bis 14 Uhr Schulklassen vorbehalten. Das Personal wurde zu Animateuren fortgebildet, die Öffnungszeiten verlängert. Inzwischen werde vom „Kid-Club“ bis zur Seniorengymnastik alles angeboten, was das Herz begehre.

In Berlin haben Kommunalpolitiker dagegen die Befürchtung, daß eine Erhöhung der Eintrittspreise (Erwachsene 3,50 Mark) auf Kosten der sozial Schwachen geht. Der Senat will den Zuschuß von jährlich 120 Millionen Mark auf 90 Millionen Mark reduzieren. Dirk Wildt

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