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Medienzentrum am Spittelmarkt geplatzt

■ Bertelsmann zieht sich wegen zu hoher Grundstückspreise zurück / Westdeutsche Landesbank: „keine seriöse Basis“

Die Preisschere auf dem Berliner Immobilienmarkt forderte ihr erstes prominentes Opfer. Gestern erklärte der weltweit zweitgrößte Medienkonzern, die Bertelsmann AG, daß der geplante Bau eines Medienzentrums am Spittelmark endgültigt gescheitert sei. Der Grund: Die Alteigentümer des 9.400 Quadratmeter großen Grundstücks verlangten zuletzt 113 Millionen Mark statt des ursprünglich vorgesehenen Kaufpreises von 94 Millionen Mark. Für die Westdeutsche Landesbank (WestLB), die das 500-Millionen- Projekt mit dem Gütersloher Mediengiganten zusammen realisieren wollte, gab es mit dieser Forderung „keine wirtschaftliche Grundlage mehr“. Man habe bis zuletzt auf eine Einigung gehofft, sagte Konzernsprecher Helmuth Runde. Doch sei man letztendlich an den „unrealistischen Preisvorstellungen gescheitert“. Runde dementierte zugleich Gerüchte, nach denen die nordrhein-westfälische Staatskanzlei Druck auf die WestLB ausgeübt hätte, um so auf Umwegen den Medienstandort NRW zu erhalten.

Mit dem endgültigen Scheitern des Berliner Medienzentrums, sagte gestern der Bertelsmann- Sprecher, sei auch der „Traum vom Wiederaufbau des historischen Zeitungsviertels zu Ende“. Der 30.000 qm Büro- und 8.000 qm Wohnfläche bietende Gebäudekomplex hätte neben der Bertelsmann AG als Hauptnutzer auch zahlreichen anderen Medien als Berliner Standort zur Verfügung gestanden. Das Ende des Projekts am Spittelmarkt ist für den Bertelsmann-Konzern bereits das zweite Berlin-K.O. Bereits vor drei Jahren waren Pläne für ein Medienzentrum an der Friedrich-/Ecke Leipziger Straße an Konflikten mit den Alteigentümern gescheitert.

Der jetzige Dissens um die Preisvorstellungen entbehrt dabei nicht einer gewissen Tragik: Der im März 1992 für die Laufzeit von einem Jahr vereinbarte Vorvertrag mit den mutmaßlichen Alteigentümern in den USA, des früheren Verlagshauses Hermann, sah einen Quadratmeterpreis von 10.000 Mark vor. Er wäre gültig geworden, wenn die Restitutionen der Grundstücksparzellen innerhalb dieser Zeit an die Alteigentümer vollzogen gewesen wäre. Daß es dazu nicht kam, lag einzig an einer 150 qm kleinen Parzelle, die öffentliches Straßenland an der Leipziger Straße berührte. Zwar ist nunmehr auch diese Parzelle restituiert, für Bertelsmann freilich zu spät: Nach Ablauf des Vorvertrags forderten die Eigentümer einen „Nachschlag“ von 2.000 Mark pro Quadratmeter exklusive 11 Millionen Mark zusätzlicher Erschließungskosten.

„Offenbar“, sagte gestern ein sichtlich resignierter Helmuth Runde, „schätze die amerikanische Seite die Situation des Immobilienmarkts in Berlin anders ein“. Die Bertelsmann AG, versicherte Runde, bleibe der Hauptstadt freilich treu. Der Konzern ist in Berlin neben dem Druckhaus Friedrichshain über Gruner & Jahr am Berliner Verlag vertreten und in Potsdam mit der UFA präsent. Uwe Rada

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