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Unterm Strich

Gelebte Shakespeare-Forschung: Während sich unser lieber Jürgen Berger mit dem Autoren-Mythos beschäftigt, ist in Großbritannien ein neuer Skandal aufgedeckt worden. Graham Phillips und Martin Keatman schreiben dem Schriftsteller in ihrem Buch „Shakespeare-Conspiracy“ die Rolle eines Geheimagenten im Dienste Königin Elisabeths I. zu. Ausgangspunkt von Phillips' und Keatmans Indiziensammlung ist die Tatsache, daß der Schauspieler und Dramaturg William Shakespeare in Kreisen verkehrte, die im Geruch geheimdienstlicher Aktivitäten standen, so die Spürhunde von dpa.

Aber mit Gerüchen ist es so eine Sache: Baudelaire hatte Halluzinationen in der Nase, und hier im Haus riecht es auch ziemlich muffig, wo einem doch sommerlich frische Pizza-Winde um die Ohren wehen sollten. Statt dessen erinnert der Mief eher an das derbende Fleisch der Eltern, die Jakob Apfelböck im frühen Licht einst erschlagen hat. Den Verlagen im Osten wiederum stinkt es nach der Wiedervereinigung noch viel gewaltiger, und dort weiß man auch, woher der Fisch zu riechen angefangen hat. Sie können sich's denken – aus der Treuhandanstalt. Sie ist nach Ansicht des VS-Vorsitzenden Uwe Friesel in der spannenden Wendezeit nicht an Buchkultur, sondern nur an Immobilien interessiert gewesen und muß jetzt den Schlamassel verantworten, daß statt Prenzl-Prosa lediglich Sach- oder Hobbybücher gedruckt werden. Kein neuer Sascha in Sicht.

In Sachen Kino dagegen braucht man seine Nase gar nicht überall hineinzustecken. Dort verteilt nämlich die Filmbewertungsstelle Wiesbaden jede Woche einen ganzen Haufen Prädikate, damit man besser zu schätzen weiß, was man sich dann nicht mehr unbedingt ansieht. Als „besonders wertvoll“ wurden diesmal „Töchter des Himmels“ und „Cantagalo – Der Hügel zum singenden Hahn“ eingestuft. Für „Adamski“, „Daddy Cool“ oder „Die nackte Kanone 33 1/3“ gab's zumindest noch ein „wertvoll“, ebenso wie für einen Dokumentarfilm mit dem merkwürdigen Titel „Fritz lebt – Geheimtäter und Viehlosoph“ von Elke Baur.

„Ganz besonders wertvoll“ muß den Deutschen jedoch die Frauenkirche in Dresden sein, wenn man den neuesten Kosten für den geplanten Wiederaufbau Glauben schenkt. Laut Spiegel sind es 430 Mio. Mark.

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