: Kultur-Eck für Gröpelingen
■ Zwischen Fährhalle und Lichthaus sollen die Gröpelinger einmal flanieren dürfen
Stadt am Fluß – soll das auch für Gröpelingen gelten? Das ist die Frage. Für diejenigen, die nicht im Hafen arbeiten, gibt es nur wenige Punkte des Zuganges. Einer soll wiederentdeckt werden: Der Fährweg zwischen Roland-Mühle und AG-Weser-Gelände. Die Grünen wollen einen Antrag in die Bürgerschaft einbringen, nach dem dort ein kleines Kultur-Eck der großen Industrie-Brache abgerungen werden soll. Der Anleger könnte für Fährverbindungen reaktiviert werden. Auf die Fährhalle (zuletzt: Hojo) direkt am Wasser haben die Betreiber des „Modernes“ ein Auge geworfen, sie planen hier laute Musik-Veranstaltungen, Theater, Festivitäten, Flohmärkte und Kunst-Auktionen. Bestandteil des Angebotes soll ein Cafe mit Weser-Blick sein – alles privat organisiert und im Risiko einer GmbH.
Mit zum dem Kultur-Eck für Gröpelingen soll das Lichthaus gehören, das alte Arbeiter-Haus der AG-Weser. Hier wollen Künstler ihre Ateliers und Ausstellungen einrichten, Teile könnten auch als Büroräume vermietet werden. Denn allein von der Kunst läßt sich ein derartiger Bau nicht finanzieren. Wenn die Stadt das Haus kostenlos zur Verfügung stellt, so die Betreiber des Lichthaus-Projektes, könnten aus den Mieten die laufenden Kosten gedeckt werden – immerhin ca. 170.000 Mark im Jahr. Für die Renovierung hat die Stiftung Wohnliche Stadt erst einmal zwei Millionen Mark spendiert.
Die Grünen wollen nun, daß Fährweg und Fährhalle aus dem Komplex AG-Weser ausgeklammert werden, damit Planungen und Finanzierungs-Gespräche „so bald wie möglich“ begonnen werden können. Die SPD würde das mitmachen, denn der Bürgermeister steht im Wort: Er hat in schwierigen Gesprächen mit dem Gröpelinger Ortsverein nach dem Austritt der „Unabhängigen“ versprochen, etwas für Gröpelingen zu tun.
Allein die FDP blockt bislang. Wirtschaftssenator Jäger will, solange die weitere gewerbliche Nutzung des AG-Weser-Geländes nicht entschieden ist, keinen Meter abgeben und insbesondere nicht das Risiko eingehen, daß durch eine kulturelle Nutzung Einschränkungen für Gewerbe entstehen. Die Finanzierung, so Jäger, sei zudem Sache der Kultursenatorin.
Die ampel-internen Verhandlungen gestalten sich kompliziert, weil der Wirtschaftssenator gleichzeitig und bisher vergeblich versucht, die Zustimmung der Ampel-Partner für die Rettung der völlig überschuldetenGrunau-Gruppe mit 16 Mio Mark zu gewinnen. Der frühere FDP-Politiker Kramer hat die Grunau-Gruppe im Vertrauen auf diese Millionen aus dem Staatssäckel übernommen.
Der Verdacht liegt auf der Hand, daß hinter den Kulissen gepokert wird nach dem Motto: Gebt ihr uns den Fährweg, machen wir jede Sauerei auf dem restlichen AG-Weser-Gelände mit. Das bestreitet die Grünen-Fraktionssprecherin Karoline Linnert: „Von Sauereien müßte ich wissen.“ K.W.
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