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Gut Wasserturm will Weile haben

■ Baudenkmal im Schanzenpark: Investor hat weder Geld für den Umbau noch Mietinteressenten / Bezirk erlaubt etwas mehr Kommerz Von Sannah Koch

Nur eins wurde deutlich: Von Baulärm werden die BesucherInnen des Schanzenparks noch mindestens ein Jahr verschont bleiben. Solange wird es auf jeden Fall dauern, bis der Münchner Investor Ernest Joachim Storr das nötige Kleingeld für den Umbau des Wasserturms aufgetrieben hat. Wenn es ihm überhaupt gelingt. Im Moment sieht es eher düster aus, so räumte Storr am Montag abend vor dem Kerngebietesauschuß Eimsbüttel ein.

Heiß umkämpft war der alte Wasserturm noch vor einigen Jahren: Über die Nutzungskonzepte – vom reinen Baudenkmal über ein Stadtteilprojekt bis zum Kommerztower – war von Bezirkspolitikern mit Initiativen aus dem Schanzenviertel heftig gestritten worden. Nach der Entscheidung für ein Kompromißprojekt wurde es aber still – verdächtig still, wie sich jetzt erwies. Denn der vom Bezirk auserkorene Investor regt sich nicht: Er findet weder Banken, die ihm sein Projekt finanzieren, noch Nutzer, die dort einziehen wollen.

Dies gab Storr am Montag zu. Die Schuld schob er auf das vorgeschriebene Konzept: Als Eingeständnis an die BewohnerInnen des Viertels war vom Bezirk beschlossen worden, daß ein Großteil des Turms öffentlich genutzt werden soll und nur ein Rest kommerziell verwertet werden darf. Beim Kauf im Jahr 1990 war das für Storr noch kein Problem. Doch jetzt winken die Banken ab: Die Nutzergruppen schienen ihnen unverträglich, hätten sie ihm mitgeteilt. Und das nötige Eigenkapital, so Storr, könne er frühestens 1995 aufbringen.

In einem Gespräch mit Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel hatte er aber auch eingeräumt, daß seine Rechnung, mit Büromieten die erforderlichen Gewinne zu erwirtschaften, beim derzeitigen Überschuß an Gewerberaum wohl auch nicht aufgehe. Außerdem sprang die einzige Interessentin für die in den oberen Stockwerken geplanten Büros vor einem halben Jahr ab. Greenpeace hat sich für den Umzug in den Speicher am Fischmarkt entschieden. Selbst die Hamburger Wasserwerke, die Träger des Thermalbades werden sollten, scheinen den Rückwärtsgang eingelegt zu haben.

Seit einem halben Jahr, so gab Storr denn auch zu, habe er sich überhaupt nicht mehr um den Turm gekümmert. Derweil laufen ihm die Kosten davon: 35 Millionen Mark, so die aktuellen Schätzungen, müßte er inzwischen in den Umbau investieren.

„Wat nu?“, fragt man sich im Bezirk. Und entschied sich für ein bißchen Entgegenkommen. Der Anteil der kommerziellen Nutzfläche soll auf 50 Prozent angehoben werden, dafür soll Storr bis zum Sommer geänderte Konzepte einreichen. Noch wollen die Fraktionen die öffentliche Nutzung nicht weiter einschränken. Gut Ding will Weile haben, mag sich manch ein Investor dabei denken.

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