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Antirassismus kultivieren

■ Betr.: „Ein Yad Vashem in Berlin- Mitte“, taz vom 25.4.94

Eine in der Politik engagierte Zeitung wie die taz sollte in politischen Kultur-Fragen eine der Gegenwart und der nächsten Zukunft adäquate Meinung vertreten. Sie sind ja kein reines Informationsorgan.

Gegenüber allen Rassengreueln von gestern und heute halte ich die Denkmalskultur, die die Probleme isoliert, für hoffnungslos veraltet. Im Vergleich dazu ist Christos Ausdehnung der Konsum-, der Waren-Ästhetik auf ein politisches Gebäude ja schon auf dem Weg zur Prozeß-Kunst von Beuys.

Der Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Harald Szeemann (u.a. Chef der documenta 1972) – er spricht nicht für die Architekten-Lobby, wie Sie irrtümlich melden – tritt in der Jury zu Recht für ein architektonisches Zentrum ein, in dem sich der heutige Horizont am Horizont unter Faschisten und anderen Unterdrückern messen kann, dadurch daß man darüber spricht.

Das ist eine Prozeß-Skulptur, die die Produktion kollektiver und subjektiver Scheu vor dem Leben anderer und die Bewunderung für Leben generell fördern kann. Ein totes Gebilde, an dem Politiker- Kränze deponiert werden, ist nur ein Ort für Diplomatie-Rituale... Die große Summe, die zur Verfügung steht, könnte durch eine zu gründende Stiftung den internationalen Anti-Rassismus heute und in der Zukunft kultivieren. Prof. Dr. Marlis Grüterich, Köln

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