Frauenpower für die Baubehörde

■ Frauen sollen Baubehörde auf Kurs bringen / Behördenmänner sind nervös Von Florian Marten

“Die dürfen was. Ich hab denen ordentlich Treibstoff mitgegeben. Gnade Gott demjenigen, der die blockiert. Das tut der nur einmal.“ Bausenator Eugen Wagner wurde gestern mittag nicht müde, die Medien wortgewaltig davon zu überzeugen, daß die gerade von ihm unterzeichnete Verfügung zur Gründung einer „Arbeitsgruppe Fachfrauen für Bauwesen und Verkehrsplanung“ keine „Marotte“ und keine „Alibiveranstaltung“ ist.

Eine achtköpfige Frauengang unter Leitung von Maria Maderyc, Wagners ranghöchster Beamtin, soll in Zukunft „die Sicht von fuffzig Prozent der Bevölkerung“ in die praktische Behördenarbeit einspeisen. Wagner: „Die Amtsleiter waren zuerst erstaunt und fragten: Was ist denn das? Jetzt haben wir sie überzeugt. Ich habe die Amtsleiter angewiesen, dieser Arbeitsgruppe jede Unterstützung zu geben. Und damit niemand denkt, daß das Spaß ist, habe ich die Gruppe persönlich bei mir angebunden.“ Im Konfliktfall (Frauen-Gang contra Amtsleiter) entscheidet Wagner höchstpersönlich.

“Die dürfen“, so Wagner weiter, „unabhängig arbeiten. Und wenn die den Stock in die Speichen halten – dann steht das Ding.“ Welche Stöcke die acht Frauen in welche Speichen halten wollen und werden, steht bislang noch nicht genau fest. Sicher ist nur: Sie dürfen sich unabhängig in alle Fragen einmischen, sollen Wünsche und Anregungen von außen aufnehmen und anschließend Vorschläge, die direkt umgesetzt werden können. Wagner: „Thesen haben wir Säcke voll. Was fehlt, ist die Umsetzung.“

Das Konzept dieser Arbeitsgruppe stammt von Maria Maderyc, der ersten Frau in der Geschichte der Baubehörde, die es in dieser Männerbehörde zur Amtsleiterin brachte. Als Leiterin des wichtigen Zentralamtes (Haushalt, Stellenplan) hat sie inzwischen einen guten Draht zu Eugen Wagner. Nach Aussagen von Behördeninsidern ist sie „eine Powerfrau“, die wirklich ernstgenommen werden sollte.

Maderyc zur taz: „Ich glaube, ich mache eine Pionieraufgabe. Ich werde anderen den Weg ebnen.“ Auch wenn sie feststellt: „Wir sind keine Utopistinnen“, entfährt ihr doch die Wertung: „Der ganze Vorgang ist sehr revolutionär.“ Und: „Als Alibifrau würde ich mich auch nicht hergeben.“

Vor Maderyc und ihren Kolleginnen liegt, so mahnen BehördenkennerInnen, ein harter Weg. Neben der Durchsetzung fachfraulicher Anregungen in Sachen Verkehr und Wohnen gilt es, die Männerwelt der Baubehörde mit der gleichberechtigten Existenz von Frauen bekannt zu machen. Das aber, so die Zensur-Bitte eines innerbehördlichen Frauen-Gang-Fans, sollte die taz besser nicht herausstellen: „Das macht die Bedenkenträger nur unnötig scheu.“