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100.000 Liter Benzin in die Elbe

■ Tankerkollison vor Neuengamme / Naturschutzgebiet verunreinigt / Genaues Ausmaß der Umweltschäden noch unklar Von Kai von Appen

Schweres Schiffsunglück auf der Oberelbe vor Neuengamme: In den gestrigen frühen Morgenstunden kollidierten das Tankschiff „MS Spree“ (787 BRT) und der Tanker „MS Raab-Karcher 104“ (1300 BRT) im dichten Nebel. Die „Spree“ schlug bei der Havarie leck, vermutlich 100.000 Liter Benzin flossen in die Elbe und verunreinigten ein Vogelschutzgebiet.

Es war gegen 4.30 Uhr, als die „Raab-Karcher“ den Kilometer 512 „auf Bergfahrt“ in Richtung Lauenburg passierte. Es herrschte aufgrund Nebels eine Sichtweite unter 30 Metern. Plötzlich tauchte vor ihr die „MS Spree“ auf, die gerade den Anker geworfen hatte. Krachend bohrte sich der Anker der „Raab-Karcher“ in die Außenwand der „MS Spree“ und schlitzte einen 104 Kubikmeter-Tank auf.

Um 4.39 Uhr ging in der Hamburger Feuerzentrale der Notruf ein. Mehrere Löschzüge der Berufsfeuerwehr rasten zum Zollenspieker Hauptdeich. Gleichzeitig machten sich die Feuerlöschboote „31“ und „34“ auf den Weg. Auf niedersächsischer Seite rückten zudem mehrere Freiwillige Feuerwehren an. In Booten kämpften sich die Löscher an die verkeilten Schiffe. Zu diesem Zeitpunkt bestand noch akute Explosionsgefahr, die Elbe war für den Schiffsverkehr gesperrt.

Mit den Löschbooten gelang es schnell, um die Tanker eine 200 Meter lange Ölsperre zu legen und ein weiteres Ablaufen des Benzins einzudämmen. Dennoch waren bereits zehntausende Liter Benzin elb-abwärts geflossen und hatten das Naturschutzgebiet Zollenspieker verschmutzt. Ein Einsatzleiter: „Ohne die starken Löschboote könnten wir die Ölsperre bei der Strömung gar nicht halten. Allerdings verdünnt sie das Benzin sehr schnell, so daß nur noch auf dem Schiff Exposionsgefahr besteht“.

Bis zum frühen Mittag gelang es den Feuerwehren, zwei Tanks der „Spree“ leerzupumpen sowie das ausgelaufene Benzin in einen Leichter zu saugen. Durch die Benzol-Dämpfe im Tank bestand noch immer Exposionsgefahr. Über der wenige Kilometer entfernten Stadt Winsen/Luhe roch es stundenlang nach Benzin, die Bewohner wurden aufgefordert, die Fenster nicht zu öffnen.

Trotz der Gefahr des Funkenflugs entschlossen sich die Retter, die Schiffe auseinander zu ziehen. Um 15 Uhr dann Entwarnung. Mit eigener Kraft in Begleitung eines Löschbootes konnte die „MS Spree“ den Kattwyk-Hafen ansteuern, wo die explosionsgeladenen Tanks entlüftet werden.

Über das Ausmaß der Umweltschädigung besteht noch Unklarheit. Während die Umweltbehörde keine gravierenden Schäden vermutet, bezeichnete der Naturschutzbund Deutschland die Folgen „als schlimm genug. Eine Katastrophe wurde nur knapp vermieden“. Greenpeace-Sprecherin Susanne Commerell: „Es besteht der Grundsatz: Benzin ist weniger schädlich als Rohöl. Wie sich allerdings solche Mengen im Wasser auswirken, kann heute noch nicht gesagt werden.“ „Storchenvater“ Harald Nieß ging jedenfalls kein Risiko ein: Vorsichtshalber brachte er zwei am Elbufer brütende Schwanenpärchen in Sicherheit.

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