Unterm Strich

Manchmal ist man sich seiner Sache so sicher, daß selbst Fehler den Stand der Forschung nur noch adeln können: Unser Kollege Martin Kieren, ansonsten recht ehrbar im Umgang mit den Fakten, hatte bei seiner Meta-Recherche zu Adolf Meyer zwar die eigenen Kataloge sehr eifrig studiert, doch bei der Beschäftigung mit ebenjenem 500seitigen Monumentalwälzer aus dem Hause Bauhaus, erschienen im Argon-Verlag, müssen ihn die Geister verlassen haben. Wahrscheinlich hat er nur bis Seite 337 gelesen, dann fielen ihm eine Doppelseite lang die Äuglein zu, und als er auf Seite 340 dann wieder aufwachte, stand da nur noch etwas über „Bauten für die Siedlung Gildenhall, Neuruppin“ geschrieben. Kein Wunder auch, daß er den Kindergarten von Stotternheim schmerzlich in der katalogisierten Retrospektive vermißte und dessen Fehlen gar extra mit einem exklusiven Bildnachweis auf unseren Dienstag-Seiten beklagte. Dabei stand's doch alles groß und deutlich und kleinteilig, von Annemarie Jaeggi 338f. ausformuliert und abgebildet — mit Literaturangaben und einem Quellennachweis aus der Ortschronik des evangelischen Pfarramtes Stotternheim. Sogar eine bildhübsche Innengestaltung der Kantine des Kindertreffs mit zahlreichen Stühlchen war da zu sehen, die unser akribischer Rezensent aus seinem 1926er Exemplar des Hermann-de-Fries-Klassikers „Junge Baukunst in Deutschland“ gar nicht hätte kennen können...