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Eine neue Eiszeit

■ Die ersten Weichen für eine neue Eishockey-Liga nach dem Vorbild aus dem Ami-Land sind gestellt, doch zunächst müssen die Vereine noch kräftig abspecken

München (dpa) – Das schnelle Spiel ums große Geld hat eine neue Eiszeit erreicht. Am Montag abend wurden Franchise-Verträge für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) GmbH unterzeichnet, mit Hilfe deren sich die für die DEL zugelassenen Vereine einer Muttergesellschaft unterordnen. Schatzmeister Rainer Gossmann erwartet bei der Generalvermarktung, die aber erst in der Saison 1995/1996 starten soll, ein Werbevolumen in Höhe von 30 bis 40 Millionen Mark.

16 Clubs von 23 Antragstellern erhielten Lizenzen für die neue Liga. Doch ehe das neue Kind in frühestens zwei Wochen aus der Taufe gehoben wird, jubilieren die Geschäftsführer der DEL GmbH, Franz Reindl und Franz Hofherr, bereits: „Die 16 Vereine habe sich insgesamt um 16 Millionen Mark entschuldet.“ Zunächst einmal auf dem Papier.

Bis zum 30. Mai haben nur die Bundesligisten Düsseldorfer EG, Krefelder EV, ESV Kaufbeuren, EV Landshut, Schwenninger ERC, SB Rosenheim, Preussen Berlin, Aufsteiger Augsburger EV sowie die Zweitligisten EC Kassel, ESC Frankfurt und der EC Hannover die Zulassung mit geringen oder ohne Auflagen erhalten.

Meister EC Hedos München, der Kölner EC, der Mannheimer ERC, Eisbären Berlin und Zweitligist ES Weißwasser, der mit Chemnitz die ES Sachsen GmbH gegründet hat, wurden mit teils schweren Auflagen bedacht. Keine Lizenz erhielten EC Ratingen, EHC 80 Nürnberg, ESC Wedemark und ETC Timmendorfer Strand. Ratingen will dagegen mit allen Mitteln um die Lizenz kämpfen.

Der Kölner EC muß eine Sicherheitsleistung in Höhe von 780.000 Mark beibringen, den Haushaltsetat von zehn Millionen Mark strikt einhalten und zusätzlich Werbeeinnahmen von 800.000 Mark vorweisen. Hedos München machte zwar keine näheren Angaben über die Auflagen. Doch ist klar, daß die Münchner ihren Jahresetat senken und gleichzeitig die Werbeeinnahmen steigern müssen. „Abzuwickeln“ ist vor allem ein Kredit des ehemaligen Vorsitzenden Adam Jacob in Höhe von rund sechs Millionen Mark. „Die Auflagen habe ich erwartet, aber sie sind nach meinem Verständnis erfüllbar“, gab sich Hedos-Präsident Eberhard Jülicher zuversichtlich.

Ähnlich dürfte die Lage beim mit etwa acht Millionen Mark verschuldeten Mannheimer ERC sein. Manager Marcus Kuhl sagte dazu nur: „Wir haben zwei bis drei Auflagen, und die werden wir erfüllen.“ Eisbären-Manager Lorenz Funk umschrieb die Situation so: „Wir müssen Werbeverträge oder Bürgschaften im Millionenbereich bringen. Und wenn wir die nächsten 14 Tage gut arbeiten, sind wir in der DEL.“

Für die vier abgewiesenen Vereine gibt es nach Aussage von Hofherr noch die Möglichkeit, das Schiedsgericht des DEB anzurufen. „Mit Rechtsmitteleinspruch können sich die Vereine an das Gericht wenden, das dann bis zum 30. Mai entscheiden muß. Wir werden uns dem Entscheid beugen“, meinte Hofherr.

Bis dahin allerdings kann die DEL GmbH kaum weitere Schritte einleiten. Denn die Frage der Vergabe von Anteilen des Lizenzgebers (bisher zu 100 Prozent der DEB) an die Lizenznehmer ist ebenso ungeklärt wie die Möglichkeiten einer gemeinsamen Vermarktung. Reindl: „Erst wenn das feststeht und wir genau sagen können, wieviele Vereine der DEL angehören, kann sich die Sportkommission mit der Gruppeneinteilung und dem Spielmodus befassen.“

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