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60 Millionen für Mostar

■ Koschnik soll Wiederaufbau leiten

Brüssel (taz) – „Wenn in Mostar noch geballert würde, dann ginge ich da nicht hin“, sagt Hans Koschnik. Aber seit sich die muslimischen und die kroatischen Bosnier vor zwei Monaten auf einen gemeinsamen Staat geeinigt haben, herrscht in der Hauptstadt der Herzegowina Ruhe. Der ehemalige Bremer Bürgermeister kann seien neuen Job als EU-Administrator also wie geplant Mitte Juni antreten – vorausgesetzt, daß bis dahin alle Kampfverbände abgezogen sind und die kroatisch-muslimische Föderation den Vertrag über die EU-Verwaltung Mostars unterschrieben hat.

Am Montag hatten die zwölf Außenminister der Union rund 60 Millionen Mark für Wiederaufbauprojekte bewilligt, ein Drittel davon für die Instandsetzung der Wasserversorgung. An reinen Verwaltungskosten für die 35 bis 40 Mitarbeiter Koschniks sind vier Millionen Mark eingeplant. Koschnik selbst verzichtet – ungewöhnlich für die Branche – auf eine Bezahlung. Der 65jährige Sozialdemokrat wurde wegen seiner Erfahrungen beim Wiederaufbau einer kriegszerstörten Stadt ausgewählt. Schon nach 1945 war er Mitarbeiter im Bremer Senat gewesen. Daß die Probleme in Mostar anders liegen, weiß Koschnik: „Die materiellen Fragen sind am leichtesten zu lösen, das härtere Geschäft ist die Versöhnungsarbeit.“

Problematisch seien derzeit vor allem die unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der EU über die Anzahl der europäischen Polizisten, die nach Mostar geschickt werden sollen. Die Forderung einiger Länder nach 400 Ordnungshütern hält Koschnik für überzogen. Die zehn Polizisten aber, die die britische Regierung ihm zur Seite stellen will, seien deutlich zuwenig, da zumindest in der Anfangszeit bei jeder gemischten kroatisch- muslimischen Polizeistreife ein internationaler Polizist mitgehen sollte. Alois Berger

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