piwik no script img

■ Werbeaufkleber der DVU für deutsche HeckscheibenRechtsradikale D-Schilder

Berlin (taz) – Der gute Deutsche liebt sein Auto. Und das Gesetz will korrekte Liebe: Warndreieck an Bord, Verbandskasten verplomben, Abgase untersuchen, und: im Ausland nie das D-Schild vergessen. Der Preis für die Standard-Oval-Ausführung beträgt fünf Mark. Bei der Deutschen Volksunion (DVU) gibt es das Kennzeichen fast kostenlos. Der Preis hier: mit dem Logo für die Ultrarechten Reklame fahren.

Die Straßenregel wird zur Gesinnungsfrage. Das rechte „D“, mit den deutschen Farben verziert, findet großen Anklang. Wer im Stau steckt und einen Blick über die Autoschlangen wirft, stellt fest: Auf vielen Fahrzeugen lauert der Sticker, zahlreiche Fahrer werben für die DVU. Während die Partei am Rande der Verfassung lungert, wird ihr Markenzeichen durch die Lande kutschiert: auf Heckscheiben, unter denen Toilettenpapierrollen vergilben, und auf Kofferräumen, unter denen Sub-Woover dröhnen, auf großen BMWs und kleinen Toyotas, die genauso aus westdeutschen Großstädten kommen wie aus ostdeutschen Provinzen. Die meisten Autofahrer kennen die Herkunft der D(VU)-Kennzeichen und betrachten sie als einen Service aus dem rechtsradikalen Lager.

Ein 21jähriger Unteroffizier der Bundeswehrkaserne in Mechernich findet die DVU nicht erst sympathisch, seitdem sie die Schilder verteilt. Auf den schwarzgetönten Scheiben seines Audi 80 kleben braune Parolen: „Deutschland den Deutschen!“ – „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!“ und auch das D(VU)-Kennzeichen. Herausgeber dieser Druckwerke ist der Münchener DSZ-Verlag, ein Unternehmen des millionenschweren Gerhard Frey. Der DVU-Boß ist auch Führer der „Initiative für Ausländerbegrenzung“, die ihre infamen Aufkleber nur gegen Mitgliedschaft verteilt. Das D(VU)-Schild gibt es gratis für einen Anruf. „Es ist halt ein solides Propagandamaterial“, verrät Bruno Wetzel, der im DSZ-Verlag verantwortlich für die Kampagnen der Freyschen Organisationen ist. Über eine Million Schilder werden im Wahljahr 94 verteilt. Der Nachdruck steht bevor.

Doch entspricht der Aufkleber nicht den vorgeschriebenen Maßen für D-Kennzeichen. Er ist zu klein. Hat die reichsverbundene DVU die seit 1934 gültige Reichsverordnung über den Kfz-Verkehr übersehen? Dazu Wetzel: „Als D-Schild haben wir den Aufkleber nie geplant.“ Peter Littger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen