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„Du der Kaffee, ich der Schaum“

■ Kabarett: „Böse Damen“ mit Martina Frenzel im Mon Marthe

Ein Klavier, ein Stuhl, ein Tisch. Dunkelheit. Auftritt. Im „Öko-Seiden-Overall von freilaufenden Raupen“ betritt die Kabarettistin Martina Frenzel die Bühne. Um den Hals eine knallrote Federboa, klimpert sie immer wieder mit den Wimpern ins Publikum, drapiert sich leger ans Piano und beginnt. Böse Damen sind das Thema des Abends, aber gibt es die tatsächlich?

Mit Witz und klaren Worten versucht die Frankfurterin den Zuschauern den richtigen Weg zur Lösung dieser gravierenden Frage aufzuzeigen. Zuerst gilt es jedoch, die gängigen Klischees abzuklopfen. Wie sind Frauen? Wie sind Männer? Auch das Publikum wird in den Reigen mit einbezogen. Zumeist werden die Männer in ihren so bequemen Stereotypen auf subtile Weise bloßgestellt. Zuerst wird Mann nach seinen Bösen Damen befragt und bekennt mit kleinlauter Stimme, daß er doch schon „acht gekannt hat“, und schließlich soll Mann sich auch noch so ans Klavier stellen, wie „eine der großen Damen des Chancons“. Die hauptberufliche Kabarettistin macht aber auch nicht vor der Enthüllung weiblicher Rollenvorstellungen Halt. Das Hausmütterchen bekommt ebenso den Zerrspiegel vorgehalten, wie die Wasserstoff-Blondine oder die Brachial-Emanze. Halb Frau, halb Mann, halb Alt, halb Tenor, mit halbem Schnurrbart und mal im Stöckelschuh erzählt sie aus ihrem Leben und skizziert dabei eine persönliche Gratwanderung: „Ein Viertel Hetero im Quadrat, ein Achtel Homo im Spagat“.

Martina Frenzels Sitzplatz scheint zwischen allen Stühlen zu sein, sie schert sich einen Dreck um Moral und guten Geschmack und spielt dabei lediglich sich selbst. Sie nimmt auf nichts und niemanden Rücksicht, und vergißt manchmal vielleicht, daß sie auf der Bühne steht, wenngleich sie sogar verschiedene Varianten ihres Programms auf der Pfanne hat: „Eine für die Großstadt, eine für die Provinz und eine für den Osten“. Getreu dem Motto „eine Frau muß wie ein Tiger sein“, kämpft sie sich durch den Gesellschafts-Dschungel, um am Ende zu erkennen: „Ich möchte gern, ich weiß nur nicht was“. Christoph Arndt

Mon Marthe, bis 29. Mai, jeweils 20.30 Uhr

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