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Kolumne

Meine Großmutter starb daran. Und auch ich bemerke an mir Anzeichen dieser tückischen Krankheit, die auf den verharmlosenden Namen „Wortfindungsschwäche“ hört. Wenn es darum geht, einen bestimmten Gedanken schriftlich zu formulieren, gelingt es mir fast nie, die Worte hinzuschreiben, die dem Gedanken genau entsprechen, dafür ertappe ich mich zu meinem Verdruß immer wieder dabei, wie ich Versatzstücke gerader gelesener Rede verwende.

Zuletzt verspürte ich gar die Versuchung, Formulierungen wie „Fernab der Heimat dampfender Scholle“ oder „Ruhe sanft, alter Krieger“ niederzuschreiben. Was war passiert? Hatte ich zu den Drogen der Hoffnungslosen gegriffen, zur Jungen Freiheit, zur Nationalzeitung oder gar zu Botho Strauss? Nein, aber zu einer Publikation, die genau der Schnittmenge aus diesen Dreien entspricht, der Welt am Sonntag.

Die WamS wird meist als häßliche große Schwester der Bild am Sonntag geschmäht. Auch gestandene Wirtschaftskriminelle fühlen sich angesichts des gallebitteren, streng landsmannschaftlich-deutschnationalen Blattes unwohl und ziehen sie nur aus jenen Ständern, in denen die Bild am Sonntag ausverkauft ist, und auch nur dann, wenn wichtige Fußballentscheidungen verpaßt wurden.

Dann wühlt man sich eilig zum Sport durch, stopft sie nach Aufnahme der Basisinformationen zurück und kauft zum Ausgleich eine Packung TicTac. Was schade ist, denn dadurch entgeht einem ein rechtsgewirktes Risibisi von hoher realsatirischer Qualität. Wichtige Info für die Kernzielgruppe der WamS : „Der Rückgang der geistigen Leistung im Alter ist vermeidbar“ (sic!). Doch für uns Wortfindungsschwäche-Erkrankte ist so viel WamS-Lektüre... äh, schädlich? Schrecklich? Ein Schrecknis? Ein Verhängnis? Verhängnisvoll? Unheilschwanger? Ach, wie soll das nur weiter gehen!

Detlef Diederichsen

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