■ Das Portrait
: Kresimir Zubak

Der Präsident eines neuen Staates Foto: Reuter

Auf den ersten Blick wirkt er etwas verkniffen, der erste Präsident der neugeschaffenen „Föderation der Kroaten und Bosniaken“. Doch der 46jährige Kresimir Zubak, ein bosnischer Kroate aus dem zentralbosnischen Doboj, ist ein zäher Mann, der leise und behutsam seine Positionen durchzusetzen versteht. Schon zu Beginn des Krieges verwundet, wandte sich der ehemalige Richter der Politik zu. Und obwohl er – wie es heißt – niemals Mitglied des bosnischen Ablegers der kroatischen Regierungspartei HDZ war – und im Unterschied zu vielen kroatischen Nationalisten auch nie KP-Mitglied –, wurde er im Februar 1994 überraschend zum Nachfolger des abgetauchten Expräsidenten der „Kroatischen Republik Herceg-Bosna“, Mate Boban, ernannt.

Zubak hat sich zum idealen Kompromißkandidaten entwickelt. In den radikalnationalistischen Führungskadern Herceg-Bosnas eckte er nicht an, er mischte sich wohl auch nicht in die dunklen Geschäfte, die im Schatten des Krieges getätigt wurden. Und dennoch gelang es gerade ihm, den Krieg zwischen der kroatischen HVO und der bosnischen Armee zu beenden. Die Härte hierzu aufzubringen fiel ihm leicht, wußte er sich doch von der kroatischen Regierung getragen. Zubak war und ist ein Mann Zagrebs in Bosnien- Herzegowina, ein verläßlicher Partner Tudjmans und des kroatischen Außenministers Granić. Und daß er die Unterstützung des kroatischen Verteidigungsministers genießt, macht ihn in der Herzegowina zur unangreifbaren Gestalt.

Die muslimisch-bosnische Führung hätte sich wohl einen anderen Kandidaten gewünscht. Um für Haris Silajdžić jedoch den Premierministerposten und damit die eigentliche politische Machtposition zu erhalten, mußte sie hinnehmen, daß ein Kroate zum Präsidenten gekürt wurde. Ihr Wunschkandidat war wohl eher das bisherige Mitglied des Staatspräsidiums, Ivo Komsić, ein scharfer Kritiker des westherzegowinischen Extremismus. Aber gerade deswegen schied Komsić als passender Kandidat für die Westherzegowiner und auch für die kroatische Regierung aus. Da sich andererseits Zubak bei seinen Verhandlungen in Sarajevo in den letzen Wochen Respekt erwerben konnte, war der Weg frei für seine Kandidatur. Allerdings: Ein Nachfolger von Alija Izetbegović ist er nicht, denn der war nominell immer noch Präsident des gesamten Bosnien-Herzegowinas. Erich Rathfelder