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Nur halbe Wahrheit -betr.: "Mein Freund, der Kühlschrank", taz vom 19.5.94

Betr.: Mein Freund, der Kühlschrank“, taz vom 19.5.94

Bezugnehmend auf das Geschriebene der Frau Psychologin Kallweit (im Schrifttext der Frau Mertens), muß ich hinzufügen, daß dies nur die halbe Wahrheit ist. Ich selbst bin Ehemann einer an Bulimie erkrankten Frau und erlebe zusätzlich extreme Situationen, die es seit mehreren Jahren (insgesamt 10 Jahre) zu bewältigen gilt.

Es bleibt meist nicht bei der Suche nach einem Idealbild oder die zwanghafte Wunschvorstellung, ein „Twiggymodel“ zu sein. Bei meinen Erfahrungen ob der schweren Erkrankungen meiner Frau (sie war auch langjährig tablettenabhängig), kam ich selbst in eine Art Schleudertrommel. Fast ein Jahr lang hatte ich Probleme, da ich in eine Magersuchtsform fiel; wollte verstehen und die richtige Hilfe bieten. Im Grunde ist der Lebens- und Liebeshunger, die eigentlich unstillbare Lust am Leben allgemein das Wesentliche, was essgestörte Menschen (es gibt auch junge Männer dabei) „beschäftigt“. Oft fehlt es an ehrlicher Zuneigung.

Erlebnisse in jungen Jahren (meist beginnt es während der Pubertät – 15-16 Jahre) auch und gerade innerhalb der Familie, bringen die Magersucht in all ihren Formen zum Vorschein. Damit diesen Menschen ernsthaft geholfen werden kann, genügt es nicht nur zu reden. Sämtliche zwischenmenschliche Eigenschaften müssen hervorgehoben werden: Offenheit, Vertrauen, Liebe etc. sind maßgebende Punkte. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die Magersucht zu bekämpfen, als da wären: Selbsthilfegruppen, Einzel- und Gruppentherapie und sehr gute Fachliteratur. Hier empfehle ich folgendes Buch: Titel: „Todeshunger“ , Autor: Jacobs-Brumberg.J. Und, ich möchte direkt und indirekt Betroffenen zur Verfügung stehen, indem ich (sofern es von besagten Personen gewünscht wird) angeschrieben werden kann: so kann ich als „neutrale Person“ gelten und biete gleichzeitig Erfahrungsaustausch an.(Bitte mit Rückporto schreiben!)

Chris Hahn Bielefelder Str.78 32756 Detmold

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