■ Soundcheck
: Mario Adorf / Federation

Gehört und gesehen: Mario Adorf. Was hat der Spezialist für Sterbeszenen (er wurde erschossen, überfahren, verbrannt...) und differenzierte, mal hartgesottene, mal herzensbrechende Filmgestalten nun in dieser kleinen Pop-Rubrik verloren? Ganz einfach, am Sonnabend zeigte er sich erstmals als Sänger in seinem Solo-Programm „Al Dente“. Genauer: Als singender, leicht heiserer Schauspieler - ein Sänger hätte sich als „undisponiert“ abgemeldet, erklärt der 63jährige den Unterschied. Das bißchen Heiserkeit stört nicht in dem von einer fünfköpfigen, swingenden Combo begleiteten Programm: von „Volare“ bis zur „Schwarzen Serenade“, von Brecht bis Wondratschek, von Kreisler bis Kafka, von Wecker bis Adorf. Und er hat was zu erzählen aus seinem Vagabundenleben. Über kindliche Subversion beim „Kreisparteitag“ damals in der Eiffel, über den näselnden Fritz Kortner, den irgendwie englisch sprechenden Billy Wilder oder die verschiedenen Arten, beim Schlußapplaus zu beeindrucken - wie jener Kollege, der sich in tiefster Verbeugung schnell noch selbst ein paar begeisterte „Bravos“ zurief. Das hat der feinsinnige „Schurke“ nicht nötig und verabschiedet sich mit dem Hit eines Hamburger Jung': „Goodbye, Johnny!“ jkn

noch heute, Thalia, 20 Uhr

Gehört: Federation. Es wächst zusammen, was nie zusammen gehörte. Nach diesem Leitpruch stellten der verhuschte japanische DJ Krush und sein Londoner Ziehvater James „Hoolygoof“ Lavell neue Bezüge her, schlossen verstaubte musikalische Einbahnstraßen kurz. Am Mischpult kreuzten sie elegant Ambient House, abstrakte Rhythmus-Eskapaden, 70er-Jahre-Orgeln und Hip Hop zu einem in Hamburg bisher unbekannten Hybriden. Gestützt wurde ihr Klangexperiment von einer konsequenten Langsamkeit, über die wenigen Tanzbodenkünstler wehend, die am Freitag im Mojo-Club die Herausforderung annahmen. Zwischendurch trugen Federation alte Hüte zu Grabe. Den drögen white funk des Oktetts aus Bristol konnte man getrost links liegen lassen. Erst als ihr Rapper Stepchild die Bühne enterte und ein Flügelhorn zum Angriff blies, gewann ihr Auftritt etwas an Dringlichkeit. Dann begann wieder die Zeit der riskanten Kreuzungen am Mischpult.

Volker Marquard

Heute abend: Credit To The Nation / Chumbawamba. Einwandfreien Hip-Hop-Agit-Pop servieren die zwei Bands von der britischen Insel nach erfolgreichem Beutezug durch die Pop-Geschichte. iiiiiiiiiFabrik, 21 Uhr