piwik no script img

Entführung eines Schweines

Göttingen (taz) – Ein Göttinger Bürger traute seinen Augen nicht: Am Komposthaufen in seinem Garten knabberte ein blau-weiß- gestreiftes Schwein. Rudi, wie der junge Eber gerufen wird, gehört eigentlich der Burschenschaft Corps Bremensia, die es gewissermaßen als Maskottchen hält. Die unbekannten Kidnapper – aus der autonomen Szene wurden jedwede Verdächtigungen energisch zurückgewiesen – bepinselten Rudis Borsten und deponierten ihn im Haus einer anderen Verbindung, des Corps Saxonia, dessen Vereinsfarben Blau-Weiß sehr hübsch mit denen des gestylten Tieres harmonierten. Vom Besäufnis zurückkehrende Mitglieder der Saxonia richtetem dem Schwein liebevoll ein provisorisches Lager ein. Jedoch grub sich das Tier bald aus seiner Bude heraus, durchwühlte noch ein paar Beete und verschwand – zum Komposthaufen des oben erwähnten Bürgers. Polizisten fingen das von ihnen als „zutraulich“ beschriebene Schwein ein und brachten es ins Tierheim, wo es beträßte und bemützte Corps-Bremensia-Studenten bald wieder abholten. Seither lebt Rudi wieder in seinem Stall, mit immer heller werden Streifen auf den Borsten. Reimar Paul

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen