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Ökologisch handeln, nicht nur unterschreiben

■ Initiatoren des „Ökologischen Marshallplans“ kämpfen mit politischer Lethargie

Berlin (taz) – „Zum Unterschriftensammeln bin ich nicht hergekommen.“ Ein bißchen Ärger klang auch mit bei Maximilian Gege, dem Geschäftsführer des Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewußtes Management (BAUM). Konkrete Aktionen müßten folgen, forderte der Manager am Samstag im Berliner Roten Rathaus, sollte der „Ökologische Marshallplan“, den der Fernsehjournalist Franz Alt mit Umweltpolitikern von CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne schon vor Monaten konzipiert hatte, mehr als bedrucktes Papier bleiben. Schließlich verhungern – Unterschriften hin oder her – täglich 100.000 Menschen, sterben 100 Tier- und Pflanzenarten aus, werden 55.000 Hektar Tropenwald abgeholzt und 20.000 Hektar fruchtbares Land zur Wüste.

Soviel Konkretion war neu: Bisher wollten die Organisatoren „nur“ eine Million Unterschriften rechtzeitig zum Klimagipfel in Berlin im März 1995 sammeln. Mit den Namen unter dem Marshallplan sollten Politiker zu einer Energiesparpolitik, mehr Hilfen für die Tropenwälder, Osteuropa und eine ernsthaftere Bevölkerungspolitik gedrängt werden. Vor allem könnten die Unterschriften (bisher erst 22.000) auf dem Klimagipfel Druck für „konkrete Ziele und Zeitpläne in der Klimapolitik“ machen, hoffte beispielsweise der Bremer Umweltsenator und Mitunterzeichner Ralf Fücks (Bündnis 90/Grüne).

Statt nur aufzurufen, will Öko- Manager Gege nun die zwei Millionen Arbeitnehmer in den 400 BAUM-Mitgliedsfirmen zu praktischen Schritten verleiten. Das fange an beim Einsatz von Energiesparlampen in jedem Arbeitnehmerhaushalt und in den Betrieben. Zwei bis drei Millionen Öko- Birnen sollen dort im Frühjahr bereits brennen. Außerdem will BAUM mindestens 10.000 Mitarbeiter der Firmen motivieren, sich ein Solardach auf das eigene Haus zu setzen: „Ein Hersteller will uns vorteilhafte Konditionen gewähren“, so Gege. In Städten und Gemeinden könnten runde Tische aus Unternehmen, Stadtverwaltungen, Umweltverbänden und Gewerkschaften entstehen. Und zu guter Letzt will Gege noch eine große Fernsehgala für den „Ökologischen Marshallplan“ organisieren. Guter Wille auch bei Mitunterzeichner Udo Jürgens: Der Sänger will den Aufruf bei seiner Tour im Sommer vielhunderttausendfach verbreiten. Und der Naturschutzbund bot an, in Bonn ein Büro und Personal für Lobbyarbeit bereitzustellen.

Bei soviel Verve sahen die Politiker wieder alt aus. Der saarländische Umweltminister Jo Leinen (SPD), immerhin Mitinitiator, ließ sich mühsam abringen, daß jedes der 900.000 Mitglieder seiner Partei wenigstens den „Ökologischen Marshallplan“ zugesandt bekommt. Berlins Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU) klagte über den Nullhaushalt seines Bundeslandes und die Borniertheit der Senatsverwaltungen. Sein Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen hat zwar als bisher einziger CDU-Landesherr den Aufruf unterschrieben, daraus folgt aber noch lange nicht, daß die 70 Millionen Mark, die Wicke für eine vernünftige Klimapolitik in Berlin braucht, bereitgestellt werden.

„Die Debatte um den Wirtschaftsstandort Deutschland ökologisch besetzen“ hatte Ernst-Ulrich von Weizsäcker zu Beginn des Treffens in Berlin gerade von den Umweltpolitikern gefordert. „14 von 17 Umweltministern unterstützen den Aufruf“ (Leinen), die Landesherren Diepgen, Lafontaine und Rau haben unterschrieben. Hermann-Josef Tenhagen

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