Ruandas Armee versucht Großoffensive

■ Die Regierungstruppen wollen die Einnahme von Kigali und Gitarama durch die RPF-Rebellen verhindern / Eine panafrikanische UNO-Truppe für Ruanda?

Kigali/Harare (AP/AFP/taz) – Ein schnelles Ende des Krieges in Ruanda ist wieder in die Ferne gerückt, nachdem die eben noch vor der Niederlage stehenden Regierungstruppen gestern nach UNO- Angaben eine „Großoffensive“ gegen die Rebellen der Patriotischen Front (RPF) gestartet haben.

Die Regierungsarmee, die für den Großteil der Massaker an bis zu 500.000 Menschen in den letzten zwei Monaten verantwortlich gemacht wird, will den Vormarsch der RPF in den Süden und Westen des Landes rückgängig machen und die Straße von Kigali nach Süden zur burundischen Grenze zurückerobern. Ferner sollen die RPF-Belagerungsringe um die Hauptstadt Kigali und die südwestlich davon liegende Stadt Gitarama, wo die von den Regierungstruppe anerkannte selbsternannte „Übergangsregierung“ Ruandas residiert, gebrochen werden. Aus der Umgebung beider Städte wurden heftige Kämpfe gemeldet.

Die RPF war bis zum Wochenende auf wenige Kilometer vor Gitarama vorgestoßen. Auf ihrem Vormarsch hatte sie 20.000 Flüchtlinge aus einem Lager in Kabgayi befreit, wo die regierungstreuen Milizen vorher besonders grausam vorgegangen waren. Die Erfolge hatten Hoffnungen genährt, die RPF könnte demnächst den Krieg gewinnen und damit den von Regierungstruppen verübten Massakern ein Ende bereiten. Einen RPF-Sturmangriff gegen Gitarama wehrten die Regierungstruppen am Freitag jedoch ab. Beobachter halten es für wahrscheinlich, daß die Regierungsarmee bei ihrer neuen Offensive von Waffenlieferungen aus Zaire profitiert.

Die neuerliche Verschärfung des Krieges kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich langsam größere internationale Anstrengungen um ein Eingreifen bemerkbar machen. Eine Reihe afrikanischer Staaten erklärte sich bereit, die schon vor über zwei Wochen prinzipiell beschlossene, aber bisher aufgrund mangelnden Willens nicht umgesetzte Entsendung einer 5.500 Soldaten starken UNO- Blauhelmtruppe nach Ruanda voranzutreiben. In der simbabwischen Hauptstadt Harare trafen am vergangenen Freitag sowohl die sogenannten „Frontstaaten“ des südlichen Afrikas – Angola, Botswana, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Tansania – wie auch Regierungsvertreter aus anderen afrikanischen Ländern zu Beratungen zusammen und einigten sich, dem bevorstehenden Gipfel der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) einen detaillierten gemeinsamen Truppenentsendungsplan vorzulegen. Südafrikas Präsident Nelson Mandela meinte, Südafrika könne 50 Panzerfahrzeuge zur Verfügung stellen.