■ Mit irakischem Öl auf du und du: Lukrative Wartungsarbeiten
Washington/Berlin (taz/wps) 7,5 Millionen Barrel Rohöl gammeln seit fast vier Jahren in einer 986 Kilometer langen Röhre vor sich hin. Die Pipeline verläuft zwischen der irakischen Industriestadt Kirkuk zu dem türkischen Hafen Yumurtalik. Nachdem irakische Soldaten am 2. August 1990 das Golfemirat Kuweit überfallen hatten, verhängte die UNO ein Embargo gegen den Irak, die türkische Regierung mußte die Ventile der Pipeline schließen lassen.
Für den türkischen Staatshaushalt brachte das Irak-Embargo herbe Verluste. Von dem derzeit in der Pipeline lagernden ÖL gehören der Türkei aufgrund eines mit dem Irak geschlossenen Transportabkommens 3,3 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht einem Faß à 159 Liter). Insgesamt 20 Milliarden US-Dollar „Wegezoll“ seien der Staatskasse durch die Schließung der Röhre bisher entgangen, klagte der türkische Außenminister Hikmet Cetin und forderte eine Lockerung des Embargos.
Nun haben türkische Diplomaten in Washington einen Teilerfolg erzielt. Die US-Regierung willigte ein, das in der Röhre lagernde Öl abpumpen zu lassen. Türkische Ingenieure behaupten, dies sei dringend nötig, um die Pipeline vor dem Verrotten zu bewahren. Bereits im April verhandelten türkische Emissäre in Bagdad über „Wartungsarbeiten“. Heraus kam ein Deal, wonach die Türkei das Öl abpumpen, weiterverabeiten und verkaufen darf. Als Gegenleistung liefert sie Lebensmittel und Medikamente an den Irak. Als die Geheimverhandlungen bekanntwurden, kam es zwischen Ankara und Washington zum Eklat: „Embargobruch!“ schrien Mitglieder der Clinton- Regierung.
Nach gut einem Monat emsiger Vorstöße türkischer Diplomaten lenkten sie jedoch ein. Mittlerweile legt man in Washington nur noch Wert darauf, daß die von der Türkei gelieferten Güter „gleichmäßig allen Irakern zugute kommen“ und daß die Aktion einmalig bleibt. Türkische Ingenieure bauen jedoch vor: Für eine gründliche Wartung sei es erforderlich, die Pipeline einmal leerzupumpen, wieder vollaufen zu lassen und noch einmal zu entleeren.
Bei der UNO wird nun verhandelt, wie das Procedere überwacht werden kann. Als abschreckendes Beispiel dient Saudi-Arabien. Dessen Ingenieure hatten unlängst klammheimlich eine durch die saudische Wüste verlaufende Pipeline leergepumt und das irakische Öl zum Verkauf an ihre eigene staatliche Ölgesellschaft weitergleitet. taud
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen