: Mit dem Säbel gerasselt
■ betr.: „Alte Soldaten erinnern sich gerne“, Interview mit Stefan Heym, taz vom 3.6.94
Sehr geehrter Herr Heym!
[...] „Ich bin auch kein Pazifist.“ Mit diesem „auch“ und Ihren anschließenden Bemerkungen zu Golfkrieg, Bosnienkrieg und neuem Rassismus geben Sie zu erkennen, daß Sie in denselben Denkstrukturen wie vor 50 Jahren die Situation heute betrachten: Da gibt es Feinde außen und innen, denen man „die Schädel einschlagen“ muß. „Vorher“!
Wollen Sie also im Bundestag für die Erhöhung unserer militärischen Schlagkraft nach innen und außen votieren? Fallen Ihnen keine anderen vorbeugenden Maßnahmen als der Erstschlag ein (zum Beispiel die Hochrüstung von Feinden der Demokratie wirksam zu verhindern)? Was sagen Sie zum Anstieg rechtsextremer Neigungen in der Bundeswehr? Was wollen Sie tun gegen die Dummheit und Leere in den Köpfen der Rostocker, Möllner, Solinger oder Magdeburger Jungen? Ihre Schädel einschlagen? Vorbeugend? Würden Sie als Abgeordneter nichts gegen den korrupten deutschen Rüstungsexport (zum Beispiel an Saddam Hussein oder die Serben) unternehmen?
Und schließlich: Könnten Sie nicht, bitte, statt mit dem Säbel zu rasseln, endlich dafür sorgen, daß Deserteure (wie zum Beispiel der von Ihnen genannte Heinz Knobloch) in der Bundesrepublik genauso geehrt werden wie die Leute vom 20. Juli? Sollten nicht alle, die denken und schreiben können, in diesem Land endlich eine zivile Gesellschaft anstreben? Dr. Inge Sewig, Berlin
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