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Unterm Strich

Die drei italienischen Künstler Danilo Balestro, Pierluigi Cazzavillan und Giovanni Morbin sind in ihrem modernen Identitätsverlust bedauerlicherweise so weit fortgeschritten, daß sie nicht mehr so genau wissen, wer sie sind. Sprachen's, weinten ein bißchen und machten, eigentlich doch ganz geistesgegenwärtig, aus ihrer Not eine Tugend, indem sie kurzerhand die Aktionsgruppe „Etica Espressiva Universale“ gründeten. Auszüge aus dem Gründungstext: „Wir können uns nicht länger einer bestimmten Kultur zurechnen, weder in wissenschaftlicher, künstlerischer, religiöser oder sonstiger Hinsicht; auch nicht bestimmten Ethnien, weder Afrikanern, Asiaten, Europäern etc.; wir können nicht länger als Einzelindividuen existieren. Wir gehören noch nicht mal zur menschlichen Art. Denn wir sind heute unauflöslich verbunden mit Autos, Galaxien, Leoparden, Satelliten und Bäumen ... ein erweiterter Körper, ein universeller Organismus, eine Mixtur aus brennbarem Öl, Blut, Gas, Pflanzensaft. [...] Diese Realität müssen wir dringend erkennen, danach handeln und für sie werben, um den großen Wandel einer neuen Ära zu begründen: einer neuerlichen Naivität, die wir „Expressive Universale Ethik“ nennen.“ Ich fühls auch schon! Der Kollege neben mir – ein Leopard ... Danilo, Pierluigi, Giovanni, was jetzt? Wem's ähnlich geht: Notruf Italien, 04 44-53 66 10.

Während wir nach Ansicht unserer italienischen Freunde beginnen sollen, uns in Pflanzensaft aufzulösen, stehen zumindest zwei amerikanische Künstlerkollegen fest auf dem hiesigen Boden und machen viel leichter verständliche Sachen. Am 21. Juni wird vor der DG-Bank in Frankfurt, dem zweithöchsten Hochhaus Europas, eine Skulptur von Pop-Artist Claes Oldenburg und der New Yorker Künstlerin Coosje van Bruggen enthüllt. Zwölf Meter hoch, 7,5 Tonnen schwer, zeigt die white-collar- Skulptur „The Inverted Tie“ einen Hemdkragen, aus dem ein Schlips herausragt. Sie verstehen schon: Banker, Broker, Kassenwarte.

Ungewohnt europäisch agiert derzeit das Münchner Kultusministerium. Nach einem Modellversuch an 15 Grundschulen werden Englisch, Französisch und Italienisch noch an weiteren 38 bayerischen Grundschulen Pflichtfach. Eine Zwischenbilanz hat eine hohe Motivation und gute Erfolge ergeben.

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