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Landebahn (k)eine Vorentscheidung?

■ Flughafengesellschaft Schönefeld weist Vorwürfe zurück: Kein schleichender Ausbau zum Großflughafen

Die Berlin-Brandenburg Flughafen (BBF) Holding hat massive Vorwürfe der Bürgerinitiative BBB zurückgewiesen, den jetzigen Flughafen Schönefeld schleichend zum neuen Großflughafen auszubauen. BBF-Geschäftsführer Manfred Hölzel sagte in Schönefeld, die umstrittene Landebahn 1 sei 1991 „aus Sicherheitsgründen“ für 96 Millionen Mark rekonstruiert, aber nicht verlängert worden.

Die Bürgerbewegung Berlin- Brandenburg (BBB) hatte die Holding zu Wochenbeginn kritisiert, unter dem Deckmantel einer Rekonstruktion die Landebahn Süd ohne Planfeststellungsverfahren verlängert und eine bauliche Voraussetzung für den Großflughafen vorweggenommen zu haben. Rechtlich vertreten wird die Initiative vom CDU-Landtagsabgeordneten Peter-Michael Diestel, der der Holding vorgeworfen hat, mit den Baumaßnahmen ihre Unabhängigkeit in der Standortentscheidung einzuschränken. Hölzel wies dies als falsch zurück.

Die Landebahn sei wie schon vor der Rekonstruktion 3.000 Meter lang und für 13 Millionen Passagiere im Jahr ausgelegt. Die Sanierung der Rollbahn bedeute weder eine Kapazitätserhöhung des Flugplatzes noch eine Vorentscheidung für den neuen Großflughafen.

Für Baumaßnahmen bis zu einem Passagieraufkommen von 13 Millionen ist Hölzel zufolge kein Planfeststellungsverfahren erforderlich, solange nicht neue Bahnen gebaut werden. So fallen sowohl der Neubau des Westterminals ab 1995 als auch ein möglicher Terminal-Ost nur unter das Baurecht. Alle bisherigen Maßnahmen seien vom Potsdamer Verkehrsministerium kontrolliert worden, betonte Hölzel.

Mit dem laufenden Raumordnungsverfahren habe sich die BBF noch für keinen der Standorte Schönefeld, Jüterbog oder Sperenberg entschieden. Hölzel räumte jedoch ein, daß für den Fall eines Votums für Schönefeld die strittige Landebahn Teil des Großflughafens Berlin-Brandenburg International wird, der sich dann südlich anschließen würde.

Die bisherige Nord-Bahn mit erheblichen Fluglärmbelastungen für die Bürger von Bohnsdorf werde täglich nur noch sechsmal genutzt. Ihr Weiterbetrieb ist Hölzel zufolge auch dann „höchst unwahrscheinlich“, wenn alle drei Berliner Flughäfen weiterarbeiten. Dann würde sich das Passagieraufkommen zu 13 Millionen auf Schönefeld, sieben Millionen auf Tegel und 1,5 Millionen auf Tempelhof verteilen. Sollte Schönefeld nicht der neue Standort werden, wird das 630 Hektar große Altgelände laut Hölzel „für andere Zwecke“ verkauft. ADN

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