: Höhere Qualifikation nützt den Frauen nichts
■ Arbeitssenatorin Christine Bergmann legte Bericht zur Lage der Frauen vor: In Führungspositionen sind die Frauen immer noch nur eine kleine Minderheit
Die jungen Frauen in Berlin sind gut ausgebildet. Trotzdem arbeiten immer noch zu wenige in höheren Positionen. Dieses Fazit zog Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) gestern bei der Vorlage eines 156seitigen Berichts über die Lage der Frauen.
Bei den allgemeinen Schulabschlüssen herrsche in Berlin ein hohes Niveau, was für Ballungsräume typisch sei, sagte Frau Bergmann. Dabei nähmen die Frauen in der Altersgruppe der 25- bis 35jährigen die Spitzenposition ein. Sie verfügten häufiger über einen höherwertigen Abschluß als die gleichaltrigen Männer: 39 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen hätten eine Mittelschulbildung. Über das Abitur oder eine vergleichbare Hochschulzugangsberechtigung verfügten 28 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen.
Bei der Berufs- und Hochschulausbildung stünden die Frauen nicht hinter den Männern zurück. 44 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer im Alter von 25 bis 35 hatten eine Lehr- oder Anlernausbildung, zwölf beziehungsweise sieben Prozent eine Fachschulausbildung und je 15 Prozent einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluß.
Für Mädchen sei es heute ebenso selbstverständlich, einen Beruf zu lernen wie für Jungen. Allerdings entschieden sich die jungen Frauen leider immer noch für wenige „Mädchenberufe“, meist aus dem Versorgungs-, Betreuungs- oder Dienstleistungsbereich.
Bei den Studienanfängern gebe es derzeit mit 51 Prozent sogar mehr Frauen als Männer; von allen Studierenden des Wintersemesters 1992/93 waren 45 Prozent weiblich. Allerdings sei auch hier zu verzeichnen, daß die Studentinnen sich zu gut einem Drittel für die Sprach- und Kulturwissenschaften und nur zu sechs Prozent für die Ingenieurwissenschaften entschieden.
Bei den höheren Universitätsabschlüssen überwiegen aber die Männer. So wurden 1992 von den bestandenen Diplomprüfungen 38 Prozent von Frauen abgelegt, bei den Promotionen 28 Prozent und bei den Habilitationen nur 15 Prozent. Nach wie vor arbeiteten aber zu wenige Frauen in höheren Positionen, sagte Frau Bergmann. Sie würden immer noch von vielen als „stille Reserve“ betrachtet, die immer dann wichtig werde, wenn in bestimmten Bereichen Beschäftigte fehlten. Wenn es auf dem Arbeitsmarkt hingegen eng werde, würde wieder die wichtige Rolle der Frau in der Familie in den Vordergrund geschoben, meinte die Senatorin. dpa
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