: Tanz auf dem Rand?
■ Der Verein „Together“: eher erfolglos
Die Idee liegt im Trend. Schwule und Lesben gehen nach jahrzehntelangem Separatismus nun auch in Deutschland aufeinander zu, und Benefizveranstaltungen werden angesichts leerer Staatskassen immer notwendiger und populärer. Der Verein „Together“ wollte beides miteinander verbinden. Überschwenglich verkündeten die 15 Gründungsmitglieder im vergangenen November, sie wollten eine Familie schaffen, die sich nicht mehr schwul, lesbisch oder transsexuell findet, sondern einfach „together“. Ganz nebenbei wollten sie entsprechende Projekte mit Geld versorgen.
Die Euphorie war leider fast alles, was der Verein zu bieten hatte. Eine erste Benefizveranstaltung in der Kiez-Disco „Camelot“ floppte total und brachte gerade einmal 1.000 Mark für zwei Beratungsstellen ein. Zu einer zweiten Veranstaltung im März ließ „Together“ die 70er Jahre-Sternchen „Baccara“ teuer einfliegen. Von über 18.000 Mark Umsatz blieben gerade 5.000 Mark für die Beratungsstellen über. Eine geplante große Kulturwoche in der Markthalle kam erst gar nicht zustande.
Der Verein hatte sich schlichtweg überschätzt. Zweifellos trägt auch „Together“ zur Bereicherung der Szene bei, sicher sind tausend Mark zugunsten schwuler und lesbischer Projekte eine Hilfe. Der Eigenvergleich der Gruppe mit dem Benefizverein „Big Spender“, der jährlich über 200.000 Mark für Aids-Projekte sammelt, ist jedoch anmaßend.
Vielleicht ist auch nur der „Together“-Wahlspruch der falsche. „Alle redem vom Rand, wir tanzen drauf“ erklären sich die Mitglieder auf T-Shirts und Buttons zu Vorkämpfern sorgenfreien Lebens. So ganz sorglos scheinen sie jedoch dann doch nicht zu sein. Immer wieder empfindlich reagierte „Together“ auf Kritik von außen, etwa auf eine vermeintliche Bösartigkeit in der taz. Durch eine freche Ankündigung für das Baccara-Benefiz fühlten sie sich derart beleidigt, daß sie der taz „Schwulenfeindlichkeit“ vorwarfen.
Im Dezember kündigte „Together“ einen Beitrag zur „Wiederbelebung des lahmen Hamburger Christopher-Street-Days“ an, aber über dessen Inhalt war bisher nicht mehr zu erfahren, als daß er auf spektakuläre Weise an die Razzia im New Yorker „Stonewall-Inn“ erinnern soll, die die Christopher Street 1968 zum Kochen brachte. Lassen wir uns überraschen.
Martin Borchers
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