■ Essen
: „Sex in der Pfanne“

Aubergine= A Paprika = P. A. befindet sich auf der einen,- P. auf der anderen Arbeitsfläche.

A: Du, Paprika, habe ich dich nicht schon gestern unten im darkroom gesehen?

P: Also, daß du deine Tage und Nächte dort verbringst, seh– ich dir an, faltig wie du bist. Ich bin heute frisch vom Markt gekommen!

A: Der einen die knackige Haut, der anderen die Erfahrung...

(A. schnappt vor Empörung nach Luft. Da P. wißbegierig ist, lenkt sie ein.)

P: OK, ich entschuldige mich.

A: Na gut – also gestern zum Beispiel gab es hier eine unglaubliche session.

A.beschreibt die „session“, schwelgt in ihrer Erinnerung. Inbrünstig lauscht P.

Also, mit von der Partie waren: eine Aubergine, drei von deiner Sorte, grün, rot und gelb – farbenfroh seid ihr ja – zehn zarte Möhrchen, die, die noch ihr grünes Sträußchen tragen, zwei ziemlich junge Zucchinis, sechs dicke Kartoffeln – so richtig biedere deutsche Kartoffeln, die mehligen –, acht Tomaten, sehr rot, vollreif und fleischig, zwölf Champignons, Rosechampignons natürlich vier mittelgroße Zwiebeln, zwei rote und zwei weiße, vier Knoblauchzehen, ein Rosmarinzweig, ein Sträußchen Thymian, Majoran und Basilikum eine Tasse voll mit dem Öl der Olive, eine Tube voll mit dem Mark der Tomate und ein Glas voll von Sherry Salz, Pfeffer, 1/4l-Gemüsebrühe.

Ah, wenn ich an dieses Bild denke, wie alles neben- und übereinander lag und voller Spannung darauf wartete, in welcher Art und Weise die Vervielfältigung vor sich gehen würde – ob als Rauten, Scheiben, Streifen oder Würfelform. Und dann ging–s los: In kürzester Zeit war alles zurechtgeschnitten, die Möhren in Scheiben, die Paprika in breiten Streifen, die Zucchinis in Rauten, die Zwiebeln und die Kartoffeln gewürfelt, die Rosechampignons gehälftet, die Tomaten geachtet, ach (seufz).

Ganz plötzlich traf sich alles Gemüsein einer großen Kasserole und fand schon erste Berührungspunkte. Dann wurden die Knoblauchknöllchen so gedrückt, daß ihr ganzer Saft ins Öl tropfte, dazu kamen Rosmarin und Thymian, gefolgt von geriebenen Pfefferkörnern und einem Teelöffel Salz.

Stell sie dir vor, diese Schärfe und Würze, den Duft! Oh, du konntest sie förmlich spüren, diese Gier, diese Lust in diesem Öl zu baden. Und als es sich dann über sie ergoß – ein Gestöhne und Geschlürfe!! Bis auf Basilikum, Sherry und Tomatenmark verschwand dann alles in der Sauna. Als nach 15 Minuten die Tür geöffnet wurde, waren die Rauten und Würfel und Scheiben schon geschmeidig geworden. Kein Wunder, wie die sich aneinander schmiegten.

Tomate war schon ganz aufgelöst von der Hitze. Aber Aubergine liebt sie in diesem Zustand mit größter Intensität. Sie verschmolzen fast gänzlich miteinander. Alle anderen fanden zwar ziemlichen Geschmack aneinander, behielten aber durchaus Contenance. Selbst die Sherrytomatenmarkgemüsebrühe, die sich jetzt auf sie niederließ, brauchte glatte 20 Minuten, bis sie ganz aufgenommen wurde. Nach weiteren zehn Minuten war alles weich und geschmiedig und sogar knusprig und gelangte nach weiteren fünf Minuten, dekorativ mit Basilikum zurechtgemacht, auf eine genießerische, lesbische Zunge... Regisseurin: Anna Postmeyer (TheaLit)