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Mehr Licht!

■ Wulf Herzogenrath wird Direktor der Kunsthalle

Nun soll es aber endgültig mal bergauf gehen: Nach monatelangem Zagen und Wägen hat sich der Vorstand des Kunstvereins auf einen neuen Direktor für die darniederliegende Kunsthalle geeinigt. Wulf Herzogenrath, derzeit Kustos an der Nationalgalerie Berlin, soll die Nachfolge des verstorbenen Siegfried Salzmann antreten; mit ihm kommt ein ebenso erfahrener wie experimentierfreudiger Kunstkenner in die Stadt. Bei einer Sitzung gestern abend gaben 16 der 17 Vorständler, einschließlich der Vertreter des Kulturressorts, dem neuen Mann ihre Zustimmung.

Mit der Berufung Herzogenraths will der Kunstverein den Willen zur Veränderung – besonders des lädierten Images – offenbar ganz deutlich machen. Der neue Direktor, der voraussichtlich im September seinen Dienst in Bremen antritt, hat sich vor allem durch seine Risikofreude einen Namen gemacht. Die Förderung junger, unbekannter Künstlerinnen und Künstler stand im Zentrum seiner Arbeit im Kölnischen Kunstverein – viele Namen darunter, die heute auf dem Kunstmarkt Kasse machen. Von 1973 bis 1989 machte Herzogenrath aus dem kleinen Kölner Haus eine heftig diskutierte Experimentiertbühne. Die „neuen Medien“ spielten darauf eine zunehmend große Rolle – zu Zeiten, als Videokunst anderswo noch als Modetorheit verschrieen war. Aber nicht nur die Avantgarde wurde in dieser Zeit bedient: Mit Ausstellungen wie „Le Musee sentimental de Cologne“ brachte Herzogenrath „Reliquien und Relikte aus zwei Jahrtausenden“ ins Kunsthaus, von antiken Kulturzeugnissen bis zu Adenauers (vorgeblicher) Rosenschere.

Von den Kontakten und Erfahrungen dieser Zeit wollen nun die Bremer zehren – allerdings: Zeitgenössische Kunst wird auch in Zukunft eine Ausnahmeerscheinung in der Bremer Kunsthalle bleiben; der neue Direktor soll und will vor allem mit den älteren Beständen des Hauses arbeiten. So fiel die Entscheidung auch deshalb für Herzogenrath aus, weil er „Ideen hat, wie man unsere Sammlung besser darstellen kann“, sagt Georg Abegg, Vorsitzender des Kunstvereins.

Vor allem aber soll Herzogenrath sich für eine zügige Renovierung des maroden Hauses stark machen. Immerhin ein Drittel der geschätzten 20 Milionen Mark, die das Unternehmen kosten soll, muß der Verein selbst bei kunstsinnigen Privatleuten und Firmen sammeln. Um denen zu zeigen, wie schön alles dereinst werden könnte, will Herzogenrath schon mal im kleinen anfangen: Der dustere Beckmann-Saal soll im Laufe des Jahres renoviert werden, die alten Fenster freigelegt und die Prachtstücke repräsentativer gehängt – „wir müssen Signale setzen“, stimmt Abegg zu, „und den Leuten vermitteln: Hier passiert was.“ tom

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