: Schwarze Fahnen für Jassir Arafat
■ 6.000 Palästinensische Gefangene sind im Hungerstreik
Rund 6.000 Palästinenser, die noch immer in israelischen Gefängnissen und Internierungslagern inhaftiert sind, haben gestern einen unbefristeten Hungerstreik begonnen, um ihre sofortige Freilassung zu erreichen. Die israelische Regierung hatte sich im Rahmen des Kairoer Abkommens mit der PLO vom 4. Mai verpflichtet, im Laufe eines Monats 5.000 palästinensische Gefangene auf freien Fuß zu setzen. Die Frist ist seit zwei Wochen verstrichen, und doch sind bisher nach israelischen Angaben nur 3.500 Gefangene freigelassen worden. Der Grund, so die Israelis: Die restlichen 1.500 Inhaftierten seien nicht bereit, eine von den Behörden vorbereitete Erklärung zu unterschreiben, in der sie ihre Unterstützung für die Abkommen zwischen PLO und Israel erklären.
Der Hungerstreik sei aber auch ein Protest gegen PLO-Chef Arafat, hieß es gestern bei einer Pressekonferenz in Bethlehem. Dort erklärten die Rechtsanwälte der Inhaftierten und Sprecher des Mandela-Instituts, das die palästinensischen Gefangenen vertritt, der Hungerstreik sei auch als Protest gegen die PLO-Führer zu verstehen. Diese hätten das Autonomieabkommen mit Israel unterschrieben, ohne dabei die bedingungslose Freilassung aller palästinensischen Gefangenen zu erwirken. Der Direktor des Bethlehemer Klubs für Gefangenenhilfe, Issa Karaki, kündigte für Freitag Solidaritätsdemonstrationen in Jericho, Gaza und in den restlichen besetzten Gebieten an. Die Hungerstreikenden fordern die palästinensische Bevölkerung auf, im Falle der Ankunft Jassir Arafats im Gaza-Streifen und in Jericho jegliche Freudenfeiern zu boykottieren. Als Zeichen der Solidarität mit den Gefangenen sollen am Tag X – falls er denn kommt – schwarze Fahnen gehißt werden.
Für die israelischen Behörden ist der Fall erledigt. Sie hätten ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllt, erklären sie. Denn für Israel gelten auch jene palästinensischen Gefangenen, die noch einsitzen, weil sie die von Israel geforderte Erklärung nicht unterschreiben wollten, als „freigelassen“. Amos Wollin, Tel Aviv
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