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„Damit sie sich nicht verlassen fühlen“

■ PLO-Solidaritätsdemos für hungerstreikende Palästinenser

Tel Aviv (taz) – Israelische Soldaten sind gestern mit Schußwaffen gegen rund 1.000 palästinensische DemonstrantInnen vorgegangen. Die Protestierenden wollten vor der An-Najjah-Universität in der Westbankstadt Nablus ihre Solidariät mit den hungerstreikenden Palästinensern in israelischen Gefängnissen bekunden. Die Soldaten schossen daraufhin in die Menge. Nach Angaben des Krankenhauses von Nablus erlitten dabei zwölf Palästinenenser zum Teil schwere Schußverletzungen. Die israelischen Militärbehörden sprechen von sieben Verletzten. In Nablus befindet sich das große „Jneid“-Gefängnis, in dem zur Zeit 500 Palästinenser einsitzen.

Die 6.000 seit drei Tagen hungerstreikenden Gefangenen verlangen ihre sofortige Freilassung. Die israelische Regierung hat dies gegenüber der PLO zugesagt, hält die Gefangenen jedoch weiter fest. Begründung: Die Inhaftierten weigerten sich, eine Erklärung zu unterschreiben, wonach sie das Abkommen zwischen Israel und der PLO unterstützen. Israelische Medien verbreiteten gestern Berichte, die Häftlinge hätten den Streik abgebrochen. Die Meldung wurde jedoch vom Mandela-Institut dementiert. Das in Ramallah beheimatete Institut vertritt die Interessen der Gefangenen. Rechtsanwälte, die gestern Gefängnisse besuchten, bestätigten, daß der Hungerstreik eingehalten werde.

Der Protest ist nicht nur den israelischen Behörden ein Dorn im Auge, sondern auch der Fatah. Funktionäre der von Jassir Arafat geführten größten PLO-Fraktion sind intensiv bemüht, dem Streik ein rasches Ende zu bereiten. Die israelische Zeitung Yediot Ahronot zitierte gestern einen hohen israelischen Sicherheitsbeamten mit den Worten: „Gerade vor der Ankunft Arafats in den Autonomiegebieten übt der Streik ernsten Druck aus und wirft einen dunklen Schatten auf das Ereignis.“

Der Protest der Gefangenen richtet sich ausdrücklich auch gegen die PLO-Führung. Diese hat sich nach Ansicht der Gefangenen nicht genügend für sie stark gemacht. Um diesen Eindruck zu zerstreuen, organiserte die Fatah- Führung in Jericho und im Gaza- Streifen Solidaritätsdemonstrationen für die Streikenden. In Jericho marschierten gestern an der Spitze einer solchen Demonstration prominente Fatah-Vertreter, Mitglieder des von Arafat ernannten Autonomierats und palästinensische Sicherheitsbeamte. Der selbst lange inhaftiert gewesene Fatah- Sprecher im Gaza-Streifen, Sufian Abu Zeide, erklärte, die Veranstaltungen fänden statt, „damit sich die Gefangenen nicht von uns verlassen fühlen“. Amos Wollin

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