: Im Zeichen des Kleeblattes
■ Tanzbarer Hard-Hop mit House of Pain und Consolidated im Stadtpark
Was bei Haitianern, Samoanern oder anderen Minderheiten in den USA noch Sinn macht, die Konturen schärfende Einteilung der US-Gesellschaft in immer kleinere Units, verkommt im Stil des House of Pain zur verzeichneten Folklore zwischen Malzwhisky, Landesfarben und Guinness. Denn anders als die ausgegrenzten „farbigen“ Minderheiten, denen die Bewahrung heimatlicher Symbole auch eine politische Identität erhält, sind irischstämmige Amerikaner längst integrierter Bestandteil des US-Nationalismus, stellen Präsidenten und Bürgermeister.
Dagegen gebührt House of Pain gemeinsam mit den Kumpanen von Cypress Hill der Lorbeer, mit „Jump Around“ den grobschlächtigen Rabauken-Hop in die Tanzhallen geholt und damit nebenbei ein neues Rollenmodell mit Ziegenbart und allem toughen drum und dran erdacht zu haben.
Bei diesen Anstrengungen sahen sich die drei Schulkollegen aus L.A. nie dem gewöhnlich an weiße Musikanten gerichteten Ausverkaufsvorwurf der afro-amerikanischen Musikerkollegen gegenüber. Vielmehr trugen sie ihre „feinen Malztexte“ so selbstbewußt vor, daß erst gar keine Zweifel an ihrer Authentizität aufkamen. Bei ihrem letzten Hamburger Auftritt fielen HOP allerdings beim Stagediving durch die Reihen und grantelten in der Folge über das nichtsnutzige Hamburger Publikum.
Das sollte sich dieses Mal ändern. Gerade stellten die „Shenanigans“ (Nichtsnutze) ihr heiseres, staubtrocken produziertes Album Same As It Ever Was fertig, das genug wildes Publikum ziehen sollte, welches die Mannen hochhält. Zudem holten sie sich mit Consolidated eine kontroverse Band ins Vorprogramm, die besinnungslos im Grenzbereich von Hip Hop, Industrial und Polit-Rock wildert. Im Zentrum deren Auftritte steht eine, zusätzlich mit alternativer Video-Propaganda vermittelte, konsequente Systemkritik, die Oncle Sam als faschistische, patriarchalische Tötungsmaschine portraitiert. Außerdem verstricken sich Consolidated im Anschluß an ihre Auftritte gerne in Diskussionen mit dem Publikum über Prostitution, Xenophobie, Sexismus und dergleichen Böses (welche sie natürlich auch auf ihre Platten pressen).
Volker Marquardt
15. 7., Stadtpark, 19 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen