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Kein Image-Verlust

■ Drei Monate nach dem Lübecker Synagogenbrand / Ermittlungen laufen noch nicht abgeschlossen

Städtenamen wie Hoyerswerda, Solingen, Mölln oder Magdeburg fallen, wenn in Deutschland von Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus die Rede ist. Doch in Lübeck, wo am 25. März diesen Jahres vier junge Männer einen Brandanschlag auf die einzige Synagoge in Schleswig-Holstein verübten, hat sich die Frage eines Image-Verlustes nicht gestellt. „An jedem Ort der Welt gibt es Unverbesserliche“, sagt Szameit rund zwölf Wochen nach dem Anschlag.

Wichtig sei gewesen, so der stellvertretende Bürgermeister Dietrich Szameitat (SPD), eindeutig gegen Rassismus und Antisemitismus Stellung zu beziehen. Die spontane Reaktion der Lübecker Bürger, die unmittelbar nach dem Anschlag mit Demonstrationen ihre Abscheu bekundet hatten, sowie die unmißverständliches Haltung des Senates und der öffentlichen Institutionen hätten dazu beigetragen, daß dies gelungen sei.

Zustimmung erfährt Szameitat auch beim Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde für Hamburg/Schleswig-Holstein, Heinz Jaeckel: „Die Spontanität der Äußerungen und die Zivilcourage der Bürger hat im Gegensatz zu anderen Städten schon imponiert“, lobt Jaeckel. Auch ein in der Hansestadt Lübeck gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde gebildeter „Runder Tisch“ trägt durch seine Arbeit dazu bei, diese Überzeugung wachzuhalten.

Handel und Tourismus in der Stadt sind ebenfalls erleichtert: „Die Außenwirtschaftsbeziehungen der Unternehmen in Lübeck sind durch den Brandanschlag nicht berührt worden“, betont die Lübecker Industrie- und Handelskammer (IHK) in einer Stellungnahme.

Der Abschluß der Ermittlungen verzögert sich derweil. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe prüft noch, ob über einige der mutmaßlichen Täter psychiatrische Gutachten eingeholt werden müßten. Mit dem Abschluß der Ermittlungen und der Anklageerhebung wird erst für den Herbst gerechnet.

Peter Martell

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