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Wenn in Orlando die Tulpen verblühn

■ Torwart Preud'homme erfäustelt Belgiens 1:0 gegen die Niederlande

Berlin (taz) – Große Töne vorweg: Frank Rijkaard hatte den Belgiern „qualmende Socken“ versprochen, und Jan Wouters „viele Emotionen“ erwartet. In die andere Richtung wollte sich Josip Weber „extra ein Tor aufsparen“. Das machte dann allerdings Albert, doch Wouters war daran nicht nur emotional beteiligt: lange Ecke nach gut einer Stunde, mit dem Kopf verlängert, der Ball fällt Albert vor die Füße, Schuß ins kurze Eck, wo Wouters als eigens abgestellter Wachhabender seine Beine verhedderte. Belgien war damit im Achtelfinale, denn mehr Tore gab's nicht.

Das lag nicht an den Stürmern des eierlikörnamigen Trainers Dick Advocaat, sondern am belgischen Torhüter Preud'homme. Der 35jährige hechtete fäustelnd, daß es nur so eine Art war und die Coachs ein Duett des Lobes singen ließen: „Kompliment, klasse Leistung“ (Advocaat); „Unser Michel ist bisher der beste Keeper des Turniers“ (Paul van Himst).

El Pais meinte nach dem Erfolg in diesem 117. Derby: „Belgien tritt in den Club der Berühmten ein.“ Und der Corriere della sera formulierte blumig: „Die belgischen Furien bringen die Tulpen zum verblühn“ – das erste Mal wieder seit dem 16. Oktober 1985.

Kein Wunder eigentlich bei 39 Grad Celsius und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, ein Wunder eher, daß bei solchen Bedingungen „das beste Spiel dieser WM“ (Marcel Reif, ZDF) entstehen konnte. Und am Ende hatten Roy (86.) und Overmans (90.) per Lattenknaller sogar Chancen auf den Ausgleich. Fazit: Ja, die Kugel lief recht munter, das Rasenviereck rauf und runter.

Kein Grund also, wie Mittelfeldspieler Wim Jonk zum Fäkalschlag auszuholen: „Der Schiedsrichter war doch die letzte Scheiße.“ Kleinlich war er, Jonk, aber gerecht. thöm

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