Clintons Ansehen schwächt das Ansehen des Dollar

■ Mit dem Dollar stürzen die Wertpapierkurse

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Der Kursverfall des US-Dollar setzt sich unaufhaltsam fort. In Japan rutschte der Dollar erstmals seit Kriegsende unter die Marke von 100 Yen: auf nur noch 99,93 Yen. In Frankfurt wurde er mit 1,5797 Mark gut 1,5 Pfennig niedriger als am Freitag bewertet und erreichte damit einen neuen Jahrestiefststand. Stützungskäufe der Zentralbanken in Höhe von drei bis fünf Milliarden Dollar blieben wirkungslos. Im Sog des fallenden Dollar erlitten auch die Wertpapiermärkte weltweit kräftige Einbußen. Der Nikkei- Index an der Börse von Tokio fiel um 2,2 Prozent, an der Pariser Börse verloren die Aktien 1,8 Prozent ihres Werts, in Zürich waren es 1,6 und in Frankfurt 1,4 Prozent.

Viele Marktbeobachter erklären die seit Wochen anhaltende Dollarschwäche mit dem Mißtrauen der Anleger in die Wirtschaftspolitik Bill Clintons. Die US- Regierung sei nicht entschieden genug dem Dollarverfall entgegengetreten. Viele vermuten, der US-Regierung sei sogar an einem schwachen Dollar gelegen. Denn ein billiger Dollar und ein teurer Yen sind das beste Mittel zur Reduzierung der japanischen Handelsüberschüsse. Paradoxerweise hat sogar der Rücktritt von Japans Ministerpräsident Hata zu einer Stärkung des Yens geführt, da so Handelsgespräche zwischen den USA und Japan sowie Reformen zu einer Marktöffnung in Japan nicht stattfinden können.

Die US-amerikanische Zentralbank, die Fed, steht nun unter zunehmendem Druck, die Zinsen kräftig anzuheben. Nur so könne die Regierung noch Anleger für den Dollar interessieren und den Spekulanten klarmachen, daß sie den Dollarabsturz nicht hinnehmen will. Dennoch glauben die meisten Marktanalysten nicht, daß es möglich ist, den Dollar in den kommenden Monaten wieder über die Marke von 1,60 Mark zu hieven. lieb

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