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Überaschungs-Ei mit Bundespräsident

■ Wettbewerb zum Neubau für das Bundespräsidialamt am Schloß Bellevue entschieden: Ergebnis bleibt offen

Aus den Erfahrungen des Reichstagswettbewerbs haben die Planer der Bundeshauptstadt Berlin offenbar nichts gelernt. Anstatt sich auf einen Entwurf zu verständigen, soll nun auch an der baulichen Gestalt des zukünftigen Verwaltungsgebäudes für das Bundespräsidialamt im Tiergarten herumgeknetet werden. In dem gerade abgeschlossenen Realisierungswettbewerb wurden die Frankfurter Architekten Martin Gruber und Helmut Kleine-Kraneberg zu Siegern gekürt. Ihre Ideen sowie die Planungen der zweiten und dritten Preisträger müssen nach einer Überarbeitung noch einmal der Jury präsentiert werden. Die endgültige Entscheidung soll nicht ohne den kommenden Hausherrn, den neuen Bundespräsidenten Roman Herzog, fallen, sagte gestern Meinhard Ade, stellvertretender Leiter des Bundespräsidialamtes. Roman Herzog tritt sein Amt am 1. Juli an.

Egal wie das Rennen ausgeht, der Bau des Bundespräsidialamtes wird zu keinem romantischen Gartenhaus im Grünen führen. Favoriten sind die Frankfurter Architekten. Nach ihren Vorstellungen ist geplant, südlich des Schlosses Bellevue ein mächtiges ovales Gebäude zu errichten, dessen kastellförmige Gestalt auf Distanz zum nahen Barockschlößchen geht. „Das Thema unseres Entwurfs“, sagte Martin Gruber gestern bei der Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse, „ist ein freistehendes Gebäude auf der Lichtung des englischen Gartens. Der Neubau schließt weder an das Schloß an, noch übertrifft er dessen Höhe. Zudem respektiert er den Baumbestand des Tiergartens.“ Die Außenhaut des abgeschlossenen Ovals soll mit dunklem Naturstein verkleidet werden. In dem viergeschossigen Bau mit Hof ordneten Gruber/Kleine-Kraneberg die Büroräume der Präsidialbeamten an der Außenseite des Gebäudes an. Zum Lichthof ist eine umlaufende Galerie geplant.

Den zweiten Preis des internationalen Bauwettbewerbs, an dem sich 248 Architekturbüros beteiligten, erhielt der Bielefelder Architekt Volker Crayen für einen 145 Meter langen Glas- und Steinriegel entlang der Paulstraße. Dritter Sieger wurde der Berliner Georg Bumiller mit einem H-förmigen Bauklotz.

Mit dem Bau des Präsidialgebäudes soll 1996 begonnen werden, sagte Ade. Mit der Fertigstellung des rund 90 Millionen Mark teuren Hauses werde 1997 gerechnet. Das Gebäude nimmt dann auf rund 5.200 Quadratmeter Nutzfläche die rund 150 Präsidialbeamten auf. Rolf Lautenschläger

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