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Georgswerder sifft und suppt

■ Die Deponie verseucht immer mehr Grundwasser Von Marco Carini

Das Gift breitet sich rapide aus: Eine von der Hamburger Umweltbehörde verfaßte Analyse der Grundwasservergiftung durch die 1979 geschlossene Mülldeponie Georgswerder wurde gestern vom Umweltsenator vorgestellt. Doch nicht der Hamburger Behördenchef brachte das interne Papier an die Öffentlichkeit, sondern sein (Grüner) Lübecker Kollege Hans-Jürgen Schubert: Der nämlich war bei der Suche nach Schönberg-Lösungen auf die brisanten Hamburger Daten gestoßen.

Seine Kollegen-Kritik fiel vernichtend aus: Aufgrund der ungehinderten Ausbreitung der Deponie-Schadstoffe im Grundwasser sei „das bisherige Sanierungskonzept des Senates absolut unzureichend.“ Schubert fordert deshalb eine „sofortige Vollsanierung“ des verseuchten Grundwassers, „die Milliarden kosten wird“.

Nicht ganz so tief in Hamburgs Geldbeutel will GAL-Müllreferent Thomas Kleineidamm. Er hält eine „Grundwassersanierung“, deren Kosten sich „in zweistelliger Millionenhöhe“ bewegen dürfte, aufgrund der Behördenstudie für dringend geboten. Denn danach ist „der oberflächennahe Grundwasserleiter sowohl unterhalb der Deponiefläche als auch südwestlich außerhalb der Deponiegrenzen“ massiv durch „leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) und Benzol verunreinigt“.

Während die Umweltbehörde noch vor zwei Jahren darauf verwies, daß „in 300 bis 400 Meter Entfernung“ zur Deponie „bislang keine Schadstoffe festgestellt“ werden konnten, liegt die Spitze der LCKW-Fahne heute „etwa 350 Meter außerhalb der Deponiegrenze“. Auch die Prognose der Umweltbehörde klingt düster: Schon in sechs Jahren wird die Giftfahne den Niedergeorgswerder Deich, zehn Jahre später die Dove Elbe erreicht haben. Von da aus wird sie sich weiter nach Südwesten ausbreiten.

Um das zu verhindern, entwickelte die Umweltbehörde mehrere „Sanierungsstrategien“ für das Grundwasser. Die beste: eine „Vollsanierung im gesamten Kontaminationsbereich“. Doch „aus Kostengründen“ schlägt die Behörde dem Senat mit einer „Teilsanierung am Rand der Deponie“ nur die billigste ihrer Varianten vor, bei der mehr Gift im Boden verbleibt als bei einer Vollsanierung.

Nach dem Konzept der Umweltbehörde soll nun 1988 mit dem Abpumpen und der Reinigung des vergifteten Grundwassers begonnen werden. Vorausgesetzt, der Senat gewährt einen kräftigen Finanznachschlag. Denn nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Großteil der erst für 1994 veranschlagten Sanierungsgelder im „Vorgriff“ ausgegeben wurden, ist der Behördentopf fast leer. Statt der benötigten 22,8 Millionen Mark stehen der Umweltbehörde im laufenden Haushaltsjahr nur noch 6 Millionen zur Verfügung. Auch wenn weiteres Geld nicht fließen sollte: Die Deponie-Gifte tun es allemal.

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