Sparkasse übernimmt Kammer

■ Millionenverluste bei der Angestelltenkammer / Alle Gebäude sollen beliehen werden

Die finanzielle Situation der Angestelltenkammer ist weit dramatischer als bisher öffentlich eingestanden. Rund 5,7 Millionen Mark wird allein die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse im „Berufsbildungsinstitut“ (bbi) kosten. Das ist das Ergebnis eines Sanierungskonzeptes, das die Vollversammlung der Angestelltenkammer am Donnerstag dieser Woche für die Weiterbildungstochter der Kammer beschließen soll.

Zur Finanzierung dieser Maßnahme und zur „Umschuldung von kurzfristigen in langfristige Verbindlichkeiten“ der Angestelltenkammer soll die Vollversammlung eine weitere Beleihung der Kammer-Immobilien beschließen. Die drei Gebäude der Angestelltenkammer in der Bürgerstraße, der Bertha-von-Suttner-Straße und in Bad Zwischenahn würden damit im Wert von insgesamt 14,5 Millionen Mark an die Sparkasse abgetreten. Die pro Jahr von den rund 160.000 Bremer Zwangsmitgliedern der Angestelltenkammer gezahlten Beiträge belaufen sich auf 13,5 Millionen Mark.

Noch Mitte März hatte Kammer-Geschäftsführer Eberhard Fehrmann eine solche Zuspitzung der finanziellen Situation heftig dementiert. „Die Vermögensstruktur der Angestelltenkammer ist grundsolide“, sagte er damals. Die Umorganisation der Kammer-Weiterbildung werde „auf der Grundlage geordneter Finanzen und solider Vermögensstrukturen“ vollzogen. Und als erstes Zeichen dafür werde der Bilanzverlust des bbi 1993 „deutlich geringer“ ausfallen als 1992.

Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Während die bbi-Bilanz für 1992 einen Verlust von 600.000 Mark ausweist, steigerte sich dieser Betrag für 1993 auf 1,5 Millionen. Tatsächlich mußte die Kammer allerdings mit einem noch höheren Betrag für ihre heruntergewirtschaftete Weiterbildungstochter in die Bresche springen. So hat die Kammer inzwischen 2,2 Millionen Mark, die sie ans bbi gegeben hatte, abgeschrieben. Zusammen mit den geplanten Sanierungskosten in Höhe von 3,5 Millionen Mark ergibt sich der Gesamtbetrag von 5,7 Millionen, den die Kammer-Mitglieder für das bbi aufbringen müssen.

Bis Dezember 1996 soll die Zahl der hauptamtlichen bbi-Beschäftigten nun von zur Zeit 67 auf 35 reduziert werden. Für entsprechende Abfindungen kalkuliert das Sanierungskonzept eine Million Mark. Der Sozialplan soll bis Mitte Juli abgeschlossen werden. bbi-Geschäftsführer Hans Jürgen Rauscher: „Es geht uns darum, auf jeden Fall einen Konkurs zu vermeiden.“

Die in der Kammer oppositionelle DAG hatte schon seit Monaten ihr Mißtrauen gegenüber den beschönigenden Verlautbarungen der Kammer-Geschäftsführung angemeldet. Sie sieht sich durch die neuen Zahlen bestätigt. DAG-Sprecherin Brigitte Dreyer: „Wir werden am Donnerstag die Entlastung des Kammer-Vorstands ablehnen. Außerdem bereiten wir eine Klage gegen die Aushebelung unserer Kontroll- und Mitbestimmungsrechte als Opposition vor.“

Zu besonderer Sparsamkeit sieht die Kammer-Geschäftsführung sich nämlich auch angesichts der neuen Millionen-Probleme nicht genötigt. Die Vollversammlung wurde für Donnerstag nicht wie sonst in den kammereigenen Saal , sondern ins noble Vegesacker Hotel Altlantic einberufen.

Ase