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Mit der parlamentarischen Biergruppe auf Frankreichreise Von Ralf Sotscheck

Wer sich als AbgeordneteR zum Wohle des Volkes abrackert, möchte etwas Anerkennung – am liebsten natürlich in klingender Münze. Britische ParlamentarierInnen nehmen aber auch gerne Wertsachen oder Naturalien. Während sich der Labour-Abgeordnete Tony Banks mit zwölf Gläsern Honig für seine Tätigkeit als parlamentarischer Berater der Londoner Imkervereinigung bescheiden mußte, kassierten seine Kollegen Satellitenschüsseln, Cartier-Füllfederhalter und wertvolles Prozellan. Labour-Mann Don Dixon ließ sich eine Frankreichreise von der „parlamentarischen Biergruppe“ bezahlen. Das ist vermutlich eine Art Stammtisch – mit dem beneidenswerten Unterschied, daß die Trinker in diesem Fall für ihr Hobby bezahlt werden. Dixon behauptete, er sei in Frankreich einer britischen Bierschmugglerbande auf der Spur gewesen. In Anbetracht der labbrigen gelben Brühe, die in England als Bier gilt, können die Schmuggler wohl auf Notwehr plädieren.

Doch zurück zu den Unterhaus- Abgeordneten: Ihre heimlichen Leidenschaften und handfesten Finanzinteressen sind jetzt zum Teil ans Licht gekommen, weil die VolksvertreterInnen einen Fragebogen ausfüllen mußten. Dort sollten sämtliche Nebentätigkeiten und Zuwendungen aufgelistet werden, von „denen andere annehmen könnten, daß sie die Handlungen, das Abstimmungsverhalten oder die Reden im Parlament möglicherweise beeinflussen“ – mit anderen Worten: Man wollte wissen, wer die Abgeordneten eigentlich bezahlt. Der Initiator der Fragebogenaktion, Dale Campbell-Savours, war hellauf begeistert. „Jetzt sind wir endlich in der Lage zu verstehen, warum sich die Leute bei bestimmten Themen so vehement ins Zeug legen“, sagte er.

Die meisten stehen bei großen Firmen als „Berater“ auf der Gehaltsliste. Außenminister Douglas Hurd trug in die Sparte „Nebentätigkeiten“ in maßloser Selbstüberschätzung den Beruf „Schriftsteller“ ein, bloß weil er einen schlechten Roman geschrieben hat. Gesundheitsministerin Virginia Bottomley weigerte sich bisher, den Fragebogen auszufüllen, doch das Anagramm ihres Namens verrät genug: „I'm an evil Tory bigot“ – „Ich bin eine üble Tory-Blindgläubige“. Nur John Major hat eine weiße Weste: Er ist Premierminister und sonst gar nichts. Offenbar glaubt kein Unternehmen, daß er irgendwie nützlich sein könnte.

Während die Abgeordneten die Karten offenlegen mußten, können die Parteien weiterhin mit gezinktem Blatt spielen. Der zuständige Unterhaus-Ausschuß, in dem die Tories eine Mehrheit von einer Stimme haben, entschied, daß die Parteien weiterhin ihre Finanzquellen geheimhalten dürfen. Man forderte sie lediglich auf, hin und wieder freiwillig Namen zu nennen, damit die Korruptionsvorwürfe nicht allzu laut würden – wie im Fall des Großindustriellen Asil Nadir, der nach seinem betrügerischen Bankrott ins Ausland geflohen war. Zuvor hatte er freilich die Tory-Partei und einzelne Minister mit Geschenken überhäuft. Eine Offenlegung der Parteifinanzen sei sinnlos, behaupteten die Tories allen Ernstes, weil Leute wie Nadir immer Wege fänden, Vorschriften zu umgehen. Genausogut könnten Hehler die Legalisierung von Raubüberfällen fordern, weil sich skruppellose Gangster ohnehin nicht an Gesetze hielten.

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