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■ KommentarSchreckgespenst

Nicht nur brave linke Gesinnungsethiker stehen heute oft staunend vor den Ereignissen der Gegenwart: Eine Unternehmensberatungsfirma checkt städtische Behörden?! Die Grünen empfehlen die Privatisierung der Hafenverwaltung?!!

Früher war alles einfacher: Da waren die Unternehmensberater Agenten des Großkapitals, ausgesandt, den guten Staatsapparat zu sabotieren. Privatisierung war Notschlachtung öffentlichen Eigentums, und Sparen war Umverteilung von arm zu reich.

Heute dagegen regiert die neue Unübersichtlichkeit. Sie ist jener unverzichtbaren Erkenntnis geschuldet, die uns der Zusammenbruch des real kaputten Sozialismus – didaktisch dankenswert – veranschaulicht hat: Staat ist nicht gut, weil Staat, sondern nur gut, wenn guter Staat. Ein Unternehmen ist nicht böse, weil Unternehmen, sondern nur böse, wenn böses Unternehmen. Anders formuliert: Das Ding mit dem Sein und dem Bewußtsein ist vielschichtiger, althochdeutsch: dialektischer, als viele glaub(t)en. Das haben allerdings auch die Wirtschaftsliberalen noch immer nicht begriffen: Sie glauben standhaft: Unternehmensberatung ist gut, weil Unternehmensberatung, Staat böse, weil Staat, Behörden unfähig, weil Behörden.

Die Sache selbst ist – jenseits aller alten Denkschablonen –viel einfacher: Wenn Behörden ineffizient sind, helfen weder Krokodilstränen noch wirtschaftsliberale Ideologien, sondern nur ganz praktische Reformen. Und die kann sogar eine Unternehmensberatungsfirma anschieben. Vorausgesetzt, sie macht ihren Job gut.

Florian Marten

(Bericht Seite 18)

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